Die Hoffnung, Varta wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zurückführen, hat den nächsten Dämpfer bekommen. Der Restrukturierungsplan aus dem vergangenen Jahr droht zu scheitern. Nun soll ein neues Sanierungsgutachten erstellt werden und die Investmentbank Rothschild alternative Finanzierungsmaßnahmen ausarbeiten.
Gestern Abend um 20:35 Uhr platzte bei Varta die nächste Bombe: Der angeschlagene Batteriehersteller meldete, sein Restrukturierungskonzept aktualisieren zu müssen. Die bisherigen Sanierungspläne waren die Grundlage dafür, dass die Banken ihre Kredite bis Ende 2026 verlängert hatten – dazu müssen in der Regel definierte Finanzkennziffern eingehalten werden. Varta hat dem Vernehmen nach 250 Millionen Euro Bankschulden und sich zudem zusätzliche 235 Millionen Euro über Schuldscheine geliehen.
Doch die im Juli 2023 im IDW-S6-Gutachten gemachten Annahmen haben sich allem Anschein nach nicht verwirklicht. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten sich weiter verschlechtert. Insbesondere im Bereich der kleinformatigen Lithium-Ionen-Zellen und Energiespeicherlösungen für Endverbraucher sei ein unerwarteter Einbruch zu verzeichnen.
Zusätzlich zu diesen Problemen belasteten aggressive Preisstrategien der Konkurrenz und anhaltende Lieferkettenprobleme das Unternehmen. Ein weiterer Schlag für Varta sei der Cyberangriff im Februar 2024 gewesen, der nicht nur zu einem mehrwöchigen Produktionsstillstand führte, sondern auch die finanzielle Lage des Unternehmens weiter verschlechterte. Die Veröffentlichung des Konzernabschlusses für das Jahr 2023 wurde daher verschoben.
Wie geht es weiter? Zunächst erfolge eine Analyse und Aktualisierung des bestehenden IDW-S6-Gutachtens als Grundlage einer Anpassung der Restrukturierungsmaßnahmen durch AuxilPartner als neuem Sanierungsgutachter, die den Vorstand bereits seit mehreren Monaten im Zusammenhang mit der laufenden operativen Restrukturierung unterstützen. Das soll bis Mitte des Jahres fertiggestellt sein. Bis dahin haben die Kreditgeber dem Vernehmen nach zugesagt, die Füße stillzuhalten. Doch irgendwann wollen auch die frisches Geld sehen.
Dazu hat sich der Konzern zur Analyse verschiedener Szenarien die Unterstützung von weiteren erfahrenen Beratern gesichert und unter anderen Rothschild & Co. als Financial Advisor mandatiert, "strategische Optionen in Bezug auf potentielle Rekapitalisierungs- und Finanzierungsmaßnahmen auszuarbeiten". Daraus lässt sich schließen, dass es ohne weitere Kapitalerhöhung oder einen deutlichen Kapitalschnitt nicht weiter geht. Doch woher soll das Geld kommen?
Im letzten Absatz der Meldung von gestern Abend, die in Finanzkreisen bereits als „Ad-hoc des Grauens“ bezeichnet wird, zeigt sich der Vorstand trotz der ungewissen Situation optimistisch, eine tragfähige Lösung für eine nachhaltige Sanierung des Unternehmens zu finden.
Was haben Aktionäre jetzt zu erwarten? Würden die Banken die Kredite fällig stellen, wäre vermutlich eine Insolvenz die Folge. Eine andere Option könnte die Umsetzung des sogenannten Stabilisierungs- und -Restrukturierungsgesetzes – kurz StaRUG – sein. Auf diese Weise sollen Unternehmen zur Insolvenzvermeidung die Möglichkeit erhalten, ihre Geschäftstätigkeit fortzusetzen und Arbeitsplätze zu erhalten. Bei der Restrukturierung der Leoni AG angewandt, erfolgte im Sommer 2023 ein Delisting und die Aktionäre verloren ihre Anteile.
Noch sind weiter viele Fragen offen. Während Varta an einem überarbeiteten Sanierungsplan arbeitet, bleibt abzuwarten, ob die neu ausgerichteten Maßnahmen den Konzern doch noch einmal wieder in ruhigere Fahrwasser führen können. Fakt ist, dass die Aktie auf einem neuen Rekordtief notiert. Angesichts der negativen Gemengelage bleiben Anleger weiter an der Seitenlinie.
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