Varta will mit einem StaRUG-Verfahren eine mögliche Insolvenz abwenden. Im Rahmen dessen werden die Alt-Aktionäre aus dem Unternehmen gedrängt – ihnen droht damit ein Totalverlust. Die Aktie startet mit einem Verlust von mehr als 75 Prozent in die neue Handelswoche. Die DZ Bank hat bereits reagiert und 0,00 Euro als neues Kursziel ausgegeben.
AKTIONÄR-Leser wissen: Varta steckt schon länger in der Krise. Bei den Verbindlichkeiten, die der Konzern institutionellen Kreditgebern wie Banken und Hedge-Fonds schuldet, geht es dem Vernehmen nach um einen Konsortialkredit und Schuldscheine in der Summe von knapp einer halben Milliarde Euro. Mitte April hatte der Batteriehersteller eingestehen müssen, dass das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr ausreicht, um wie geplant bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Der Konzern rief seine Geldgeber erneut um Hilfe – die sollen aber erst einmal stillhalten, bis der Gutachter AuxilPartner das bestehende Sanierungsgutachten überarbeitet hat.
Seit gestern Abend liegt das Ergebnis auf dem Tisch: Die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens nach dem StaRUG. Mehr Hintergründe zum Thema StaRUG gibt es hier.
„Varta wird die Schulden mit Hilfe des StaRUG Verfahrens auf eine angemessene Größenordnung bringen müssen, um wieder Schritte nach vorne machen zu können“, sagt Michael Giesswein, CRO der Varta AG. „Die aktuelle Schuldensituation verbaut der Varta-Gruppe absehbar die Chancen auf ein positive Geschäftsentwicklung. Ohne die Reduzierung unserer Schulden können wir notwendige Investitionen nicht tätigen“, so Giesswein weiter.
„Die Ankündigung von Varta sich mithilfe des Unternehmensstabilisierungs- und - restrukturierungsgesetz (StaRUG) finanziell zu restrukturieren könnte ein erster Schritt sein, um die Arbeitsplätze und den Fortbestand des Unternehmens zu sichern“, heißt es heute Morgen bei der DZ Bank. „Allerdings geht er einher mit einem Schulden- und Kapitalschnitt. Die avisierte vereinfachte Herabsetzung des Grundkapitals der Gesellschaft (Kapitalschnitt) würde zu einem kompensationslosen Ausscheiden der Aktionäre aus der Gesellschaft und zu einem Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der Varta AG führen.“
Beim Fazit zeigt Analyst Michael Punzent ganz klar auf, wo die Reise für die Aktie hingeht: „Die angestrebte finanzielle Neuaufstellung geht deutlich zu Lasten der bestehenden Aktionäre und Gläubiger. Wir bestätigen unsere Verkaufsempfehlung und reduzieren mit Blick auf den angestrebten Kapitalschnitt den fairen Wert auf 0,00 (bislang: 8,80 Euro).
Die Aktie startet heute mit einem Minus von mehr als 75 Prozent bei rund 2,30 Euro in die neue Handelswoche. Varta wurde 2017 für 17,50 Euro an die Börse gebracht. Lange Zeit war das Papier an der Börse gefragt. Anfang 2021 war der Kurs bis auf 181,30 Euro gestiegen, bevor es wieder rapide bergab ging. Am Freitag hatte die Aktie zum Xetra-Handelsschluss 10,32 Euro gekostet.
DER AKTIONÄR hatte das drohende StaRUG-Verfahren bereits als Option in den Raum gestellt und Anlegern wiederholt geraten, bei Varta weiter an der Seitenlinie zu bleiben. Die bestehenden Aktionäre dürften durch das StaRUG-Verfahren aus dem Unternehmen gedrängt werden – und am Ende komplett leer ausgehen. Oder wie es bei der DZ Bank heißt: Kursziel Null!