Mitte April war die Varta-Aktie auf ein Rekordtief bei 7,43 Euro gefallen. Seitdem hat sich der Kurs nur bedingt erholt. Im laufenden Jahr hat der Titel mehr als die Hälfte an Börsenwert verloren. Angesichts der unverändert negativen Gemengelage stehen die Chancen für ein nachhaltiges Comeback des kriselnden Batteriekonzerns denkbar schlecht.
Varta rechnet im laufenden Jahr wegen einer mauen Nachfrage mit weniger Umsatz als bisher erhofft. Der Erlös dürfte 820 bis 870 Millionen Euro erreichen. Bislang hatte der Vorstand mindestens 900 Millionen Euro auf dem Zettel. In den ersten neun Monaten 2023 hatte Varta rund 554 Millionen Euro Umsatz gemacht, aktuellere Geschäftszahlen gibt es seitdem nicht.
Das Marktumfeld für Energiespeicher habe sich weiter deutlich verschlechtert, insbesondere im zweiten Quartal des laufenden Jahres, hieß es vor einer Woche zur Begründung vor. Neben der schwachen weltweiten Nachfrage verliere Varta auch im Heimatmarkt bei Energiespeichersystemen an Marktanteilen. Zudem belasteten verzögerte Produkteinführungen von Hochvoltspeicher die Umsatzentwicklung.
AKTIONÄR-Leser wissen: Der Batteriekonzern steckt schon länger in der Krise. Die Nachfrage nach kleinen Lithium-Ionen-Knopfzellen, etwa für Kopfhörer, schwankt stark. Zudem klagte Varta zuletzt über Billig-Konkurrenz aus China und anhaltende Probleme in den Lieferketten. Zu allem Überfluss hatten Hacker im Februar Vartas Computersysteme attackiert und die Produktion für mehrere Wochen lahmgelegt. Ob Varta-Produkte künftig in neuen Produkten von Apple, Samsung und Co eingesetzt werden, ist zudem fraglich.
Mitte April hatte Varta eingestehen müssen, dass das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr ausreicht, um wie geplant bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Der Konzern rief seine Geldgeber erneut um Hilfe – die sollen aber erst einmal stillhalten, bis der Gutachter AuxilPartner das bestehende Sanierungsgutachten überarbeitet hat. Das neue Gutachten soll Mitte des Jahres vorliegen.
Thomas Wissler vom Analysehaus MWB Research bezeichnete Kürzungen und eine klare Strategie als notwendig. Nur so könne Varta die Herausforderungen meistern und eine nachhaltige Trendwende schaffen. Das Unternehmen bewege sich in einem sehr schwierigen Umfeld und habe obendrein viele interne Probleme – unter anderem hohe Schulden.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Operative Fortschritte sind bei Varta derzeit keine zu erkennen – im Gegenteil. Ob der Konzern mit einem überarbeiteten Sanierungsplan am Ende wieder in ruhigere Fahrwasser geführt werden kann, ist ebenfalls nicht sicher. Anleger bleiben Anleger daher weiter an der Seitenlinie.
(Mit Material von dpa-AFX)