Die Aktie von Varta hat sich am Freitag mit einem Kurssprung zurückgemeldet. Fast 20 Prozent ging es bei dem Papier nach oben, nachdem bekannt wurde, dass der Sportwagenbauer Porsche AG dem angeschlagenen Batteriekonzern sein Geschäft für Elektroautobatterien abkaufen will. Analysten zeigen sich aber zurückhaltend.
Derzeit befänden sich beide Konzerne in Verhandlungen über ein mögliches Mehrheitsinvestment in die Varta-Tochter V4Drive, teilte Varta in Ellwangen mit. Hierzu hätten die Firmen bereits eine unverbindliche Absichtserklärung geschlossen. Zunächst soll die Varta-Tochter ausgelagert werden, dann würde sich die Volkswagen-Konzerntochter Porsche über eine Kapitalerhöhung beteiligen.
Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für Varta von 22 auf 15 Euro gesenkt, aber die Einstufung auf "Hold" belassen. Ein möglicher Deal mit der Porsche AG wäre für den Batteriekonzern kein "Game-Changer", schrieb Analystin Yasmin Steilen am Sonntag in ihrem Kommentar zum Interesse des Sportwagenbauers am Geschäft für Elektroautobatterien. Die Varta-Tochter V4 Drive stecke noch in den Kinderschuhen.
DZ-Bank-Analyst Holger Schmidt schrieb, die V4Drive-Technologie befinde sich noch in der Entwicklung und brauche unter anderem eine Investition im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, um nötige Größenvorteile zu erreichen. Das könne Varta wegen der angespannten Finanzlage derzeit aber nicht leisten. Kommendes Jahr solle die V4Drive-Zelle dann in Serienproduktion gehen. Der Experte hält ein Zustandekommen des Deals für wahrscheinlich, obwohl die Gläubiger von Varta zustimmen müssen. Schließlich spüle eine Transaktion Geld in die Kasse, was für die erforderliche Sanierung von Varta eingesetzt werden könne.
Der Sportwagenbauer Porsche will ohnehin eine eigene Batteriezellproduktion mit Partnern auf die Beine stellen. Laut früheren Angaben planen die Zuffenhausener in den kommenden Jahren den Aufbau einer Produktion im Umfang von 10 bis 20 Gigawattstunden Zellkapazität jährlich. Das würde rechnerisch für bis zu rund 200.000 Autos mit einer Batteriekapazität von 100 Kilowattstunden reichen.
Die Aktie von Varta konnte mit dem jüngsten Kurssprung zwar den kurzfristigen Abwärtstrend beenden, für den großen Befreiungsschlag muss aber noch einiges folgen. Die Aktie ist daher nur für sehr risikofreudige Anleger eine Spekulation wert. Auch die Aktie der Porsche AG konnte sich zuletzt alles andere als erfreulich entwickeln. Derzeit arbeitet das Papier an einer Bodenbildung. Ein erstes wichtiges positives Signal wäre der Sprung über die 38-Tage-Linie. Abwarten.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Porsche AG.