Varta plant nun also doch die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (kurz: StaRUG). Damit wird eine Insolvenz vermieden. Bei dieser Form der Sanierung werden die bisherigen Aktionäre aber aus dem Unternehmen gedrängt – ihnen droht damit also ein Totalverlust.
AKTIONÄR-Leser wissen: Der Batteriekonzern steckt schon länger in der Krise. Mitte April hatte Varta eingestehen müssen, dass das eigene Umstrukturierungskonzept nicht mehr ausreicht, um wie geplant bis Ende 2026 auf einen profitablen Wachstumskurs zurückzukehren. Der Konzern rief seine Geldgeber erneut um Hilfe – die sollen aber erst einmal stillhalten, bis der Gutachter AuxilPartner das bestehende Sanierungsgutachten überarbeitet hat.
Mit der Anzeige des StaRUG-Verfahrens soll eine mögliche Insolvenz des Unternehmens nachhaltig abgewendet werden. Auf diese Weise sollen Unternehmen zur Insolvenzvermeidung die Möglichkeit erhalten, ihre Geschäftstätigkeit fortzusetzen und Arbeitsplätze zu erhalten. Bei der Restrukturierung der Leoni AG angewandt, erfolgte im Sommer 2023 ein Delisting und die Aktionäre verloren ihre Anteile. Mehr Hintergründe zum Thema StaRUG gibt es hier.
„Varta wird die Schulden mit Hilfe des StaRUG Verfahrens auf eine angemessene Größenordnung bringen müssen, um wieder Schritte nach vorne machen zu können“, sagt Michael Giesswein, CRO der Varta AG. „Die aktuelle Schuldensituation verbaut der Varta-Gruppe absehbar die Chancen auf ein positive Geschäftsentwicklung. Ohne die Reduzierung unserer Schulden können wir notwendige Investitionen nicht tätigen“, so Giesswein weiter.
„Den Ausweg aus dieser Situation böte ein Schuldenschnitt im Rahmen des StaRUG-Verfahrens“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. „Der Schuldenschnitt ist eine Vereinbarung zwischen dem Schuldner und seinen Gläubigern, die einen Teil der Schulden erlassen, um die finanzielle Stabilität des Unternehmens wiederherzustellen.“
Jetzt kommt das große ABER: Zu diesem Schritt wären die Gläubiger zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nur bereit, wenn ein Kapitalschnitt auf null erfolgt – das bestehende Grundkapital wird auf null herabgesetzt – und frisches, für die Restrukturierung benötigtes Kapital (Fremdkapital oder Eigen- und Fremdkapital), eingebracht wird. Durch den Kapitalschnitt auf null werden sämtliche der bestehenden Aktien ihren Wert verlieren und die Börsennotierung zeitnah dauerhaft eingestellt (Delisting).
Zu diesem Neuanfang gehört auch die Beteiligung von Finanzgläubigern und Investoren, die einen Beitrag zur Restrukturierung der Varta leisten um, nach aktueller Schätzung, einen finanziellen Bedarf im hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich zu decken. Hierzu laufen der Mitteilung zufolge bereits Verhandlungen mit unterschiedlichen, potenziellen Investoren, unter anderem einer vom derzeitigen mittelbaren Mehrheitseigentümer Michael Tojner kontrollierten Gesellschaft, der Porsche AG, sowie weitere interessierte Parteien, mit denen unterschiedliche Vorschläge diskutiert werden.
DER AKTIONÄR hatte das drohende StaRUG-Verfahren bereits als Option in den Raum gestellt und Anlegern wiederholt geraten, bei Varta weiter an der Seitenlinie zu bleiben. Die Aktie wird am Montag mit einem deutlichen Kursverlust in die neue Handelswoche starten. Die bestehenden Aktionäre dürften durch das StaRUG-Verfahren aus dem Unternehmen gedrängt werden – und am Ende komplett leer ausgehen.
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