Nachgebessertes Angebot an die Anleger, Gutachten zum wahren Wert der Steinhoff-Vermögenswerte – es hat nichts geholfen. Nach einem Kursimpuls ist die Aktie in den vergangenen Handelstagen erneut kollabiert – minus 26 Prozent in der Spitze seit Ende April. Und das alles auf einem Niveau von 1,xx Euro-Cent.
Die aktuellen Kursschwankungen seien bei Pennystocks üblich, hatte DER AKTIONÄR schon vor anderthalb Wochen im Zuge des Kursimpulses geschrieben. Verbunden mit der klaren Warnung: „Das Totalverlustrisiko ist enorm.“ Etwas erstaunlich ist allerdings schon, dass nicht mal das Gutachten im Auftrag der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), wonach Steinhoffs Vermögenswerte mehr wert sind, als der Börsenwert widerspiegelt, zu einem halbwegs nachhaltigen Plus auf niedrigem Niveau führen konnte.
Bezüglich des Angebots für Anleger im Rahmen des Restrukturierungsverfahrens nach niederländischem Recht (WHOA) hatte DER AKTIONÄR bereits beleuchtet, warum dieses eher kein Grund zur Freude ist, sondern mit Wörtern wie „dreist“ und „Schikane“ besser beschrieben ist. Ergänzend sei noch angemerkt: Anleger brauchen wohl diesmal nicht nur eine Bankbestätigung auf Englisch, sondern sind innerhalb weniger Wochen erneut damit konfrontiert, dass sie von ihren Brokern überhaupt erst mal eine Bestätigung bekommen müssen. Darauf gibt es zwar einen Anspruch, aber bereits das Einholen der Bestätigungen im Zuge der Hauptversammlung hatte laut SdK und zahlreichen Berichten von Betroffenen gezeigt, dass das in der Praxis eine gewisse Hartnäckigkeit von Anlegerseite gegenüber so manchem Broker erfordert. Dazu kommen teils hohe Gebühren.
Steinhoff konfrontiert seine Anleger nun erneut innerhalb kurzer Zeit mit dieser Hürde, nachdem der Anlegerwille sich gegenüber der Hauptversammlung eigentlich nicht verändert haben dürfte und das Angebot größtenteils identisch ist.
Ganz fair wirkt das alles nicht. Allerdings: An der Börse ist letztendlich jeder für sich selbst verantwortlich. DER AKTIONÄR hatte in den vergangenen Jahren regelmäßig auf die Risiken bei der von einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterten Retail-Holdinggesellschaft hingewiesen und nie zum Einstieg geraten. Wer trotzdem dabei war oder noch immer ist, für den gilt, was schon Omar Little in der TV-Serie „The Wire“ sagte: „All in the game.“ Und damit war nicht gemeint, dass man „all in“ gehen sollte.