Eine volatile Börsen-Woche ist recht versöhnlich zu Ende gegangen. Die Verlierer überwogen allerdings in den vergangenen fünf Handelstagen die Gewinner deutlich. Eine ganze Reihe von Unternehmen erlitt sogar zweistellige Kursabschläge. Ein kurzer Überblick über die größten Flops.
Vage Entspannungssignale im US-chinesischen Handelsstreit, die US-Präsident Donald Trump aussendete, ließen die Anleger auf gedrücktem Niveau zuletzt wieder zugreifen. Neuerdings erhöht außerdem die Hoffnung auf eine lockerere Geldpolitik in der Eurozone wieder die Zuversicht. Der DAX schloss am Freitag daraufhin erholt bei 11.562 Punkten. Auf Wochensicht steht für den deutschen Leitindex aber ein Minus von 1,1 Prozent zu Buche. Der MDAX gab im Wochenverlauf sogar um 2,1 Prozent nach.
Am Dienstag sorgten die stark verschlechterten Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten für Verluste. Der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fiel den vierten Monat in Folge auf den tiefsten Stand seit Dezember 2011. Die Umfragewerte unterboten die Prognosen deutlich. Kein Wunder, dass viele Aktien mit teils erheblichen Kursverlusten ins Wochenende gingen.
Die Wochen-Loser im DAX
Die Lufthansa-Aktie setzte ihren Sinkflug der vergangenen Monate in der abgelaufenen Woche beschleunigt fort. Um 9,2 Prozent verringerte sich der Kurs letztlich. Zwischenzeitlich notierte die Airline mit 12,58 Euro so tief wie seit 2017 nicht mehr. Fluggesellschaften leiden unter einem Konjunktureinbruch besonders. Geschäftsreisen gehen zurück, auch das Frachtgeschäft lässt bei einem nachlassenden Welthandel nach. Zudem dürfte der fortdauernde Preiskampf auf dem europäischen Markt – und hier vor allem auf dem Heimatmarkt – in Folge von Überkapazitäten die Erträge der Lufthansa belasten. Die charttechnische Situation ist ebenfalls besorgniserregend.
Die Deutsche Bank war mit einem Wochenminus von 7,5 Prozent zweitschlechtester DAX-Wert. Die ganze Branche litt unter nachgebenden Kursen aufgrund der weiterhin extremen Niedrigzinsen. Am Freitag markierten die Anteilscheine der einst so stolzen Bank bei 5,777 Euro ein neues historisches Tief. Dann aber kamen Käufer an den Markt und die Aktie schloss am Freitag an der DAX-Spitze 4,7 Prozent fester. Dennoch bleibt die Wochenbilanz tiefrot.
Mit minus 7,1 Prozent kaum besser waren Thyssenkrupp-Aktien. Der seit vielen Jahren in der Krise steckende Industriekonzern kommt nicht zur Ruhe – eine schlechte Nachricht jagt die nächste. Am Kapitalmarkt wird der Schlingerkurs des bislang glanz- und glücklosen Unternehmenschefs Guido Kerkhoff gnadenlos abgestraft. Die Ratingagentur Moody’s hat am Mittwoch die Bonitätsnote von Thyssenkrupp gesenkt und das Rating von Ba2 auf Ba3 heruntergesetzt. Und im September droht dem Traditionsunternehmen aus dem Ruhrgebiet nun der Abstieg aus dem DAX.
Die größten Verlierer im MDAX
Im MDAX stand die Evotec-Aktie mit einem Wochenminus von 23,9 Prozent ganz unten. Am 14. August hatte der Biotech-Wert nach erhöhten Prognosen für Umsatz und operativen Gewinn im Gesamtjahr zunächst um fast 5 Prozent zugelegt. Doch dann folgte ein Absturz. Als einer der Gründe wurde genannt, dass die Prognose für den operativen Gewinn (Ebitda) weniger stark angehoben wurde als für den Umsatz. Auch die Aussicht auf den 20-Millionen-Verlust von Zahlungen von Sanofi sei negativ. DER AKTIONÄR bleibt jedoch längerfristig optimistisch für die Evotec-Aktie.
Mit minus 8,7 Prozent Wochenperformance landete Hugo Boss auf dem vorletzten MDAX-Rang. Zeitweise fiel die Aktie unter 49 Euro und stand damit so tief wie zuletzt im Oktober 2016. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hatte das Kursziel für den Bekleidungs-Konzern von 64 auf 62 Euro. Die geschäftliche Dynamik dürfte sich im zweiten Quartal zwar verbessern, schrieb Analyst Alberto D'Agnano. Angesichts der Abschwächung in Nordamerika seien die Wachstumsziele des Unternehmens für das Gesamtjahr aber wohl ambitioniert.
Die Aktie von 1&1 Drillisch verlor trotz einer späten Erholung vor dem Wochenende 7,4 Prozent. Am Donnerstag hatte die Mutter United Internet eine Gewinnwarnung herausgegeben, woraufhin die Aktien abstürzten. Am Freitag folgte eine kräftige Gegenbewegung. DER AKTIONÄR hält beide Aktien nach dem Kursrückgang der vergangenen Monate nun für günstig bewertet.
Die SDAX-Loser der abgelaufenen Woche
Nun zum größten Kursverlierer unter allen 102 HDAX-Werten, die sich aus DAX, MDAX und SDAX ergeben. Satte 35 Prozent hat die Aktie von SGL Group in der abgelaufenen Woche verloren. Allein am Donnerstag verlor der SDAX-Wert rund 30 Prozent. Was war passiert? Der Kohlefaser-Spezialist hat seine Jahresprognosen gesenkt, den Ausblick für die darauffolgenden Jahre bis 2022 kassierte SGL gleich ganz ein. Und der Vorstandschef tritt zurück. Die aktuellen Nachrichten vom Carbon-Spezialisten könnten bedeuten, dass die komplette Zukunft des Unternehmens – zumindest die derzeitige Struktur – überarbeitet werden wird, schrieb Analyst Christian Obst von der Baader Bank.
Auf dem vorletzten SDAX-Wochenrang landete ebenfalls ein Unternehmen, das mit der Automobil-Industrie eng verbunden ist: Leoni. Der Kabel- und Bordnetz-Spezialist hatte miserable Quartalszahlen vorgelegt. Die Umsatzerlöse verschlechterten sich im Gegensatz zum Vorjahreszeitraum um sechs Prozent. Der Verlust je Aktie vergrößerte sich auf 1,35 Euro, erwartet wurden 0,85 Euro. Die Leoni-Aktie rutschte in der vergangenen Woche um 23,7 Prozent ab und markierte bei 8,08 Euro den tiefsten Stand seit 2009. Damals hatte Leoni bei 6,07 Euro ein Allzeittief erreicht.
Mit einem Wochenminus von 20,8 Prozent wurden Ceconomy-Aktien abgestraft. Sie fielen unter ihre gleitende 200-Tage-Linie auf den niedrigsten Stand seit Anfang Februar. Analyst Tushar Jain von Goldman Sachs vermutete am Freitag, dass der Elektronikhändler (Media-Markt, Saturn) trotz einer hohen Netto-Cash-Position von fast 700 Millionen Euro erst für 2020 wieder eine Dividende zahlen könnte. Gründe seien die operativen Veränderungen und Unsicherheiten, das Unternehmen befinde sich nach wie vor in einer schwierigen Lage. Das Wachstum schwäche sich ab und der Druck auf die Margen dauere an.
Viertschlechtester Wert in der SDAX-Wochenbilanz ist Steinhoff mit einem Abschlag von 19,1 Prozent. Allein am Freitag verlor die Möbel-Aktie gut zehn Prozent: Bei 0,060 Euro wurde am Morgen ein neues Allzeittief markiert. Die Hoffnung auf Besserung verfliegt, der Wert fällt wie ein Stein (kleines Wortspiel). Weder eine Investorenveranstaltung noch die Einigung mit den Gläubigern über den Aufschub von Millionen-Zinszahlungen konnten den Abwärtstrend zuletzt stoppen. Die Skepsis steigt, dass sich das Unternehmen jemals wieder nachhaltig erholt.
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