Die Zahlen zum ersten Quartal haben Hugo Boss in einem verhaltenen Marktumfeld nur kurz angetrieben. Nach einem anfänglichen Kurssprung drehten die Papiere des Mode-Konzerns massiv ins Minus. Die anhaltend schwache Nachfrage in China macht Hugo Boss zu schaffen. Die Aktie ist am Donnerstag abgeschlagen MDAX-Schlusslicht.
Der Modehändler Hugo Boss hat sich zu Jahresbeginn trotz zögerlicher Kunden besser entwickelt als gedacht. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fünf Prozent und knackte damit die Eine-Milliarde-Euro-Marke, teilte das im MDAX notierte Unternehmen am Morgen in Metzingen mit. Neben dem Vertrieb im Internet legte auch der Umsatz im stationären Großhandel deutlich zu, während das Einzelhandelsgeschäft moderat wuchs. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um sechs Prozent auf 69 Millionen Euro zu. Die entsprechende Marge verbesserte sich leicht auf 6,8 Prozent. Unter dem Strich verdiente der Konzern nach Minderheiten 38 Millionen Euro nach 35 Millionen im Jahr zuvor.
Für das laufende Jahr erwartet der Vorstand weiter ein Umsatzwachstum von drei bis sechs Prozent auf 4,30 bis 4,45 Milliarden Euro Erlös. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll um 5 bis 15 Prozent auf 430 bis 470 Millionen Euro steigen und die entsprechende Marge sich damit leicht verbessern.
China und Großbritannien enttäuschen
So weit, so gut. Doch dann gab es eine Telefonkonferenz. Der Befreiungsschlag für die Boss-Aktie blieb aus. Vielmehr wurde die Stimmung deutlich getrübt von Äußerungen des Managements. Ausgehend von einer anspruchsvollen Vorjahresbasis war das China-Geschäft im ersten Quartal nämlich deutlich rückläufig.
"Sechs Prozent währungsbereinigtes Umsatzwachstum, sechs Prozent Ergebniswachstum – das ist aus unserer Sicht ein solider Jahresauftakt", sagte Boss-Finanzvorstand Yves Müller. Allerdings habe sich das Konsumklima in einigen Schlüsselmärkten weiter eingetrübt. Hugo Boss bekomme das vor allem in zwei für den Modekonzern wichtigen Märkten zu spüren: in China und in Großbritannien. "In beiden Ländern lässt die wirtschaftliche Erholung doch länger auf sich warten als die meisten Beobachter gedacht hatten."
Die Geschäftszahlen zum ersten Quartal haben die Aktien von Hugo Boss in einem verhaltenen Marktumfeld dann auch nur kurz angetrieben. Es half den Aktien am Morgen vorübergehend, dass die Baader Bank sie nach den besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen auf ihre Auswahlliste der "Top Picks" setzte. Analyst Volker Bosse hob dabei das niedrige Bewertungsniveau hervor und sich stabilisierende Wirtschaftsindikatoren. Er verwies dabei auf die gegenwärtige Verbraucherstimmung und den Ifo-index.
Nach einem anfänglichen Kurssprung, der fast vier Prozent betragen hatte, kam es nach den enttäuschenden Aussagen zum China-Geschäft zu einem Kurssturz. Die Aktie von Hugo Boss weitete die Kursverluste zeitweilig auf über neun Prozent auf 45,70 Euro aus. Damit waren die Papiere mit Abstand das Schlusslicht im ansonsten kaum veränderten Index der mittelgroßen Werte MDAX.
Mit dem Kursrutsch auf das Niveau von November 2022 hat sich das Chart-Bild von Hugo Boss weiter eingetrübt. Die 21-Tage-Linie, die ein beliebter kurzfristiger Chart-Indikator ist, wurde klar unterschritten.
Vor der Telefonkonferenz hatte Deutsche Bank Research die Einstufung für Hugo Boss noch mit einem Kursziel von 78 Euro auf "Buy" belassen. Die Metzinger seien sehr solide ins Jahr gestartet, schrieb Analyst Michael Kuhn am Morgen in seiner ersten Reaktion auf die Zahlen. Die Lagerbestände seien weiter gesunken. Möglich, dass die Einschätzung bald nach unten korrigiert werden muss.
Das Jahr 2024 verläuft für die Aktie des Modehändlers bislang sehr
schlecht, wie der Rückschlag um mittlerweile etwa ein Drittel zeigt.
Da änderte es auch nichts, dass sich die Geschäfte des Modehändlers zu
Jahresbeginn trotz eines zögerlichen Kundenverhaltens besser als gedacht
entwickelten.
Die Aussagen des Managements zum China-Geschäft enttäuschten. Auch der französische Modekonzern und Gucci-Eigner Kering hatte zuletzt mit der Zurückhaltung wohlhabender Käufer in China gehadert. Mit dem aktuellen Kursrutsch ist die Hugo-Boss-Aktie auch unter die Stop-Loss-Marke des AKTIONÄR bei 48 Euro gerutscht. Vor einer nachhaltigen Besserung sollten Neukäufe zurückgestellt werden.
(Mit Material von dpa-AFX)
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Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Hugo Boss.
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