Gas und Strom sind in Europa so teuer wie lange nicht. Vor dem Winter wird befürchtet, dass Haushalte Rechnungen nicht bezahlen können. Russlands Gasriesen Gazprom kann sich freuen – bescheren die Preise doch satte Gewinne. Auch die Aktie ist nicht zu bremsen. Das Papier hat zum Wochenstart ein neues Mehrjahreshoch erklommen.
Der Preis für Erdgas ist in den vergangenen Monaten drastisch gestiegen. Die Gaspreise hätten "historische Höchststände" erreicht, sagte der Chef von Deutschlands größtem Gasimporteur Uniper, Klaus-Dieter Maubach, vor Journalisten in Düsseldorf. Im Großhandel koste eine Megawattstunde Gas zur Lieferung im ersten Quartal kommenden Jahres inzwischen über 90 Euro, vor einem Jahr habe der Preis noch weniger als 10 Euro betragen.
Es sei damit zur rechnen, dass die Energiepreise wegen der großen Nachfrage auf den Weltmärkten länger auf dem hohen Niveau blieben. "Die Gaspreise, die wir derzeit haben, sind ein Ergebnis einer gewissen Sorge, dass es im Winter knapp werden könnte", sagte Maubach mit Blick auf die unterdurchschnittlich gefüllten Gasspeicher in Deutschland und Europa.
Darüber hinaus wird vermutet, dass große Firmen die Entwicklungen am Markt ausnutzen. Georg Zachmann von Bruegel sagt, der russische Gasproduzent Gazprom habe zwar seine Lieferverträge mit Europa erfüllt, jedoch die Nachfrage darüber hinaus trotz der attraktiven Preise nicht bedient. Damit könnte Gazprom darauf abzielen, die Preise hochzutreiben – oder Druck auszuüben, damit die umstrittene Ostseepipeline Nord Stream 2 schneller in Betrieb genommen werde.
Gazprom befindet sich in einer starken Position. Dies wird auch an der Börse honoriert. Die Aktie steigt seit Monaten fast ohne Unterbrechung. DER AKTIONÄR bleibt für den sehr günstig bewerteten Weltmarktführer unverändert bullish gestimmt. Wer bereits investiert ist, sollte weiterhin am Ball bleiben (Stopp: 5,90 Euro). Wer die Gazprom-Aktie noch nicht im Depot hat, sollte aber nicht direkt in die Fahnenstange hinein kaufen, sondern geduldig sein und auf einen Rücksetzer warten.
(Mit Material von dpa-AFX)