Die US-Börsen haben am Montag einen Rekordlauf aufs Parkett gelegt: Der Dow Jones verbuchte mit plus 1.294 Zählern den höchsten Punktgewinn seiner Geschichte. Einer der Haupttrigger für den US-Markt – Äußerungen der US-Notenbank Fed am Freitag – waren Ausgangspunkt dieser Rally. Jetzt hat sich auch die EZB geäußert. Das dürfte Anleger in Europa und Deutschland aufhorchen lassen.
Der Dow Jones hat am Montag den höchsten Punktgewinn seiner Geschichte verbucht. Nach einer rabenschwarzen Woche mit einem Verlust von über 12 Prozent legte das US-Börsenbarometer am Montag 5,09 Prozent oder 1.293,96 Punkte zu. Als Stimuli aufgefasst wurden Äußerungen der US-Notenbank Fed. Sie hatte bereits am Freitag klar zum Ausdruck gebracht, den Märkten helfen zu wollen. Jetzt gibt es nahezu wortgleiche Ankündigungen der Europäischen Zentralbank (EZB).
EZB: "Angemessene und gezielte Maßnahmen"
Die EZB hat ihren Willen bekundet, die europäische Volkswirtschaft angesichts der Bedrohung durch das neue Coronavirus zu stützen. Die Zentralbank würde die Entwicklung und ihre Bedeutung für die Wirtschaft, Inflation und Geldpolitik genau beobachten, teilte die Notenbank am Montagabend nach US-Börsenschluss mit. "Wir sind bereit, angemessene und gezielte Maßnahmen zu ergreifen", so wie die Risiken sie nötig machten, hieß es.
Fed: "Werden unsere Werkzeuge nutzen"
Die US-Notenbank Fed will auf mögliche Risiken der Coronavirus-Epidemie falls nötig mit geeigneten Maßnahmen reagieren. Die US-Wirtschaft sei fundamental weiterhin stark, sagte Notenbank-Präsident Jerome Powell am Freitag. Dennoch stelle das neuartige Coronavirus ein sich entwickelndes Risiko für die wirtschaftliche Aktivität in den USA dar. Die Federal Reserve (Fed) beobachte die Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die künftige konjunkturelle Lage genau. "Wir werden unsere Werkzeuge nutzen und angemessen handeln, um die Wirtschaft zu unterstützen", sagte Powell. An der Wall Street dämmten die wichtigen Aktienindizes nach der Veröffentlichung des Statements ihre Verluste ein wenig ein.
Reaktion erst am heutigen Dienstag möglich
Der Markt hat erst am heutigen Dienstag Gelegenheit auf die Ankündigung der EZB zu reagieren. Während sich die Teilnehmer mit Blick auf die US-Notenbank bereits im Klaren darüber sind, was sie erwarten, liegt das auf europäischer Seite noch etwas im Unklaren. Mit Blick auf die Fed rechnen etwa die Ökonomen der Credit Suisse mit zwei Zinssenkungen der US-Notenbank in diesem Jahr, wahrscheinlich im März und April.
DAX hat hunderte Punkte Nachholbedarf
Wenngleich die Erwartungen noch unklar sind, hat der deutsche Aktienmarkt gegenüber dem US-amerikanischen an diesem Dienstag Nachholbedarf im Bereich mehrerer hundert Punkte, wie ein Blick auf den Verlauf seit Jahresbeginn zeigt.
Ausgewählte Titel dürften übermäßig profitieren
Von einer Erholung dürften ausgewählte Titel überdurchschnittlich stark profitieren. Dazu könnte die Aktie von Wirecard gehören. Sie gehörte vergangene Woche zu den größten Verlierern. Doch während die Giganten der Branche – Mastercard und Visa – ihre Prognosen gesenkt haben, hält Wirecard an seinen Zielen fest, wie eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber dem AKTIONÄR bestätigte.
Lufthansa-Entwicklung ungewiss
Ungewiss hingegen ist die Reaktion der Marktteilnehmer auf die jüngste Entwicklung bei Lufthansa. Die Kranichlinie hatte am Montag weitere Verbindungen gestrichen, war vergangene Woche zweitgrößter Verlierer im DAX. Zudem nahmen Airlines an der US-Erholung am Montag nicht wirklich teil. American Airlines gingen ein Prozent schwächer in den Feierabend, United Airlines verloren ein halbes Prozent. Doch es gab auch Gewinner: Delta Air Lines legten über zwei Prozent zu. Southwest gewannen knapp zwei Prozent.
Deutsche Bank unter Beobachtung
Im Fokus stehen dürfte auch die Aktie der Deutschen Bank. Am Vortag probte sie zunächst den Rebound, fiel dann aber wieder zurück. Die Aktie war über Wochen der Top-Gewinner im DAX. Vergangene Woche allerdings lag das Papier ziemlich weit vorn – im Feld der DAX-Verlierer.
Die Gegenbewegung beim DAX ist überfällig, der Markt überverkauft. Der Rekordgewinn des Dow Jones ist eine Steilvorlage für den deutschen Leitindex. Die Ankündigung der EZB liefert das Fundament.