Am Mittwoch hat die EU eine Untersuchung gegen Chinas Unterstützung für Hersteller von Elektroautos eingeleitet. Diese seien massiv vom Staat subventioniert, was in Europa zu Wettbewerbsverzerrungen führe, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Mehr Details dazu hier. Doch was bedeutet das nun für Chinas Autobauer und deren Anleger?
Am Mittwoch geben die Aktien der Konzerne jedenfalls fast durch die Bank ab. BYD und Geely gingen mit einem Minus von 2,8 beziehungsweise 1,5 Prozent aus dem Handel, die an der NYSE gelisteten Nio und Li Auto geben vorbörslich rund zwei, XPeng rund drei Prozent ab. Aktionäre sollten sich aus mehreren Gründen jedoch keine allzu großen Sorgen machen.
So ist zum einen fraglich, zu welchem Ergebnis die Untersuchung der EU kommt. Von der Leyen betonte in ihrer Rede, Europa sei offen für Wettbewerb, aber nicht für einen ungleichen Unterbietungswettlauf. Daher will die EU gegen billige chinesische Elektroautos vorgehen. Von Dumping-Preisen oder einem Unterbietungswettlauf kann derweil allerdings nicht wirklich die Rede sein.
Die Chinesen verkaufen ihre Stromer in Europa meist mit einem deutlichen Aufschlag. Der BYD Seal etwa soll in Europa bei 44.900 Euro starten, wie der Autobauer auf der IAA mitteilte. Damit ist der Seal etwa hierzulande über 80 Prozent teurer als im Heimatland. Zudem liegt der Preis auch auf Linie mit dem Tesla Model 3 (Startpreis: 42990 Euro), zu dem die BYD-Limousine in direkter Konkurrenz steht. Li Auto, Nio und XPeng sind ohnehin nicht im Premium-Segment tätig, was der Argumentation der EU widerspricht.
Der hohe Aufschlag macht Chinas Autobauer darüber hinaus gegen eine mögliche Strafe der EU zumindest weniger anfällig. So stehen etwa Strafzölle im Raum, die die Vorteile durch Subventionen ausgleichen sollen. Diesen kann die Branche aufgrund der höheren in Europa erzielten Margen mit Preisnachlässen relativ leicht kompensieren. Darüber hinaus bleibt offen, wie viel des chinesischen Vorteils auf Subventionen oder doch nur auf günstigere Produktionsbedingungen, wie Kosten für Energie und Arbeitskräfte aber auch deutlich lokaler aufgestellte Lieferketten, zurückzuführen ist ist.
Zu guter Letzt kommt noch ein großer Punkt ins Spiel: China selbst. So könnte das Land in Fernost ebenfalls mit Maßnahmen reagieren. Vor allem für die deutschen ist China der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt. Strafen würden diese damit ungleich härter treffen, insbesondere da dort ein ohnehin hoher Wettbewerbsdruck herrscht. Das zeigt auch ein Blick auf die Papiere der deutschen Autobauer. Die teils deutlichen Kursgewinne vom Vormittag haben mittlerweile ins Minus gedreht.
Aufgrund der genannten Punkte sind die Sorgen vor der EU-Untersuchung also nicht zu hoch zu bewerten. Die internationale Expansion sollte langfristig nicht in Gefahr sein. Aktuell befinden sich Chinas Autobauer erst auf dem Weg nach Europa und erzielen dort noch geringe Absätze. Die internationale Expansion sollte langfristig nicht in Gefahr sein. Die Aussichten bei BYD und Nio sind aufgrund hoher Wachstumsraten und technisch überzeugender Fahrzeuge weiterhin gut. XPeng dürfte derweil langfristig durch die Kooperation profitieren. Mehr zu Li Auto lesen Sie in der neuen Ausgabe 38/23 des AKTIONÄR, die sie ab Mittwoch 22 Uhr hier bequem als E-Paper herunterladen können.