Unter Luftfahrt-Fans gilt sie als das schönste Verkehrsflugzeug – die Boeing 747, besser bekannt als Jumbo-Jet. Schon lange wird darüber spekuliert, dass die Produktion des seit rund 50 Jahren so erfolgreichen Langstrecken-Fliegers bald eingestellt wird. Nun könnte British Airways dem Flugzeug den Todesstoß versetzen.
Wegen der Coronavirus-Krise legt British Airways ihre komplette Boeing-747-Flotte mit sofortiger Wirkung vorzeitig still. Die Airline war bislang der weltweit größte Betreiber der 747-400. Eigentlich sollten die 31 Jumbo-Jets, die als Kerosin-Fresser gelten, erst im Jahr 2024 aus dem Verkehr gezogen werden. Die Pandemie habe jedoch schnellere Maßnahmen notwendig gemacht, teilte die IAG-Tochter heute mit.
"Wegen des durch die Covid-19-Pandemie verursachten Rückgangs des Reiseverkehrs ist es unwahrscheinlich, dass unsere "Königin der Lüfte" jemals wieder kommerzielle Dienste für British Airways anbieten wird", so die Airline. Sie hat die Maschinen seit 1989 genutzt und flog damit Ziele in China, den USA, Kanada und Afrika an. In Zukunft werde man auch mit Blick auf den Klimaschutz verstärkt auf moderne, kraftstoffsparende Flugzeuge wie den Airbus A350 setzen.
Auch wenn die Einstellung des Jumbos Kostenvorteile für den Flugzeugbauer bringen dürfte: Die Boeing-Aktie gehörte im Dow-Jones-Index gestern zum Handelsschluss an der Wall Street mit einem Abschlag von fast fünf Prozent zu den schwächsten Werten.
Auch Konkurrent Airbus muss heute jedoch Kurseinbußen verkraften. Auch der europäische Flugzeugbauer hat seinen Großraumflieger, die A380, bereits aufgegeben und produziert das Flugzeug nicht mehr. Airbus hat derzeit sparsamere Flugzeuge im Angebot und profitiert auch von der Boeing-737-Krise, da die US-Flugzeuge derzeit nicht starten dürfen.
Durch die Corona-Pandemie ist der Flugverkehr in den vergangenen Monaten weltweit stark eingebrochen. Eine von der Regierung in London verhängte Quarantäne-Pflicht für Einreisende machte den Airlines zusätzlich zu schaffen. Nur allmählich beginnt das Fliegen wieder. Großbritannien ist das am stärksten von der Coronavirus-Krise betroffene Land in Europa.
Vor zwei Wochen bereits hatte ein Medienbericht die Spekulationen über ein frühzeitiges Ende der Jumbo-Produktion befeuert. Die amerikanische Finanzagentur Bloomberg meldete, dass in den Finanzberichten von Boeing eine zuvor verwendete Standardformulierung (Fortführung des 747-8-Programmes wird weiterhin evaluiert) gestrichen wurde, was als Hinweis gewertet wird, dass die Produktion früher als gedacht eingestellt wird.
"Boeing hat es den Mitarbeitern noch nicht mitgeteilt, aber das Unternehmen zieht seinem riesigen 747-Jumbo-Jet den Stecker", schrieb Bloomberg. Nachdem das letzte der 16 Jumbos, die derzeit bestellt sind, fertiggestellt ist. Die letzte 747 wird voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren vom Band laufen. Boeing bestätigte die Meldung bislang nicht. Die Großraumflugzeuge werden künftig durch leistungsstärkere und sparsamere Flugzeuge ersetzt.
Alle noch ausstehenden Bestellungen sind Frachter vom Typ 747-8 F. Der Logistik-Konzern UPS soll 13 der Flugzeuge bekommen, drei sind für Volga-Dnepr gedacht. Die Bestellungen des russischen Frachtriesen stuft der Flugzeugbauer aber mittlerweile als unsicher ein. (Mit Material von dpa-AFX)
Die Coronakrise sorgte für einen Einbruch im Flugzeuggeschäft. Eigentlich versetzt die Pandemie also dem Jumbo den Todesstoß. Boeing ist zusätzlich belastet durch die Stornierungswelle beim Mittelstrecken-Typ 737 Max. Immer noch dürfen Flugzeuge dieses Typs nach zwei Abstürzen in 2018 und 2019 nicht mit Passagieren abheben. Ein Einstieg in die Boeing-Aktie drängt sich weiterhin nicht auf.
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