In einer wegweisenden Entscheidung für die Digitalwährung hat die US-Börsenaufsicht SEC in der Vorwoche grünes Licht für elf Bitcoin-Spot-ETFs gegeben, von denen zehn inzwischen auch an der Wall Street gehandelt werden. Dadurch entsteht allerdings ein Konkurrenzkampf um die Gunst und das Geld der Investoren, den nicht alle überleben werden.
Das prophezeite jedenfalls Grayscale-CEO Michael Sonnenshein diese Woche in einem CNBC-Interview am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos: „Ich glaube nicht, dass der Markt letztendlich alle elf Spot-Produkte umfassen wird, die wir aktuell haben.“ Seiner Einschätzung nach würden wohl nur zwei bis drei der Bitcoin-Spot-ETFs „eine kritische Masse“ an verwaltetem Vermögen erreichen und die Übrigen wieder vom Markt genommen werden.
Im Zuge der SEC-Genehmigung in der Vorwoche hatte Grayscale seinen bereits 2013 aufgelegten Bitcoin-Fonds (GBTC) in der Vorwoche ebenfalls in einen ETF umgewandelt. Dank dem Kapital, das sich vor der Umwandlung bereits in dem Fonds befunden hatte, kommt der Grayscale-ETF auf ein verwaltetes Vermögen (AUM) von rund 25 Milliarden Dollar ist damit aktuell mit Abstand das größte dieser Produkte.
Zum Vergleich: Die neu aufgelegten Spot-ETFs von BlackRock und Fidelity rund eine Woche gebraucht, um die Milliarden-Marke beim verwalteten Vermögen zu knacken. Sie haben in den vergangenen Tagen allerdings allesamt Zuflüsse verzeichnet, während Grayscale mit massiven Abflüssen zu kämpfen hat.
Massive Abflüsse bei Grayscale trüben das Bild
Laut Bloomberg-Experte Eric Balchunas sind in den ersten fünf Handelstagen insgesamt rund 3,3 Milliarden Dollar in die neun neuzugelassenen Bitcoin-Spot-ETFs geflossen, während aus dem Grayscale-ETF mehr als 2,2 Milliarden Dollar abgezogen wurden. Als Netto-Zuwachs bleiben somit nur rund 1,1 Milliarden Dollar.
LATEST: Day Five (but its felt like months hasn't it?) is in books TOTAL ROLLING NET FLOWS at +$1.2b, down a bit after $GBTC's whopper -$582m edged out the Nine's +$447m. $GBTC bloodbath up to -$2.2b vs the Nine's +$3.3b w/ $6.6b in volume. $FBTC joins $IBIT in the Billy Club. pic.twitter.com/q6pFIrPTFV
— Eric Balchunas (@EricBalchunas) January 19, 2024
Als einer der Gründe, warum der Grayscale-ETF derart bluten muss, gelten die hohen Gebühren. Mit einer jährlichen Gesamtkostenquote von 1,50 Prozent ist er mit Abstand der teuerste Bitcoin-Spot-ETF. Die Konkurrenten verlangen zwischen 0,20 und 0,94 Prozent pro Jahr. Einige verzichten in den ersten Monaten sogar komplett auf Gebühren.
Der Grayscale-Chef sieht die vergleichsweise hohen Kosten allerdings als gerechtfertigt an. Im CNBC-Interview verwies er unter anderem darauf, dass sein Produkt der größte Bitcoin-Fonds sei, bereits eine 10-jährige Erfolgsbilanz vorweisen könne und über eine diversifizierte Anlegerbasis verfüge.
„Aspekte wie die Liquidität, den Track-Record und wer der eigentliche Emittent hinter dem Produkt ist, wägen die Anleger sehr genau ab. Grayscale ist ein Krypto-Spezialist und hat den Weg für viele dieser Produkte geebnet“, so Sonnenshein. Zudem habe Grayscale bereits langfristige Ambitionen in dem Markt beweisen – im Gegensatz zu manchem Rivalen, der erst vor kurzem auf den Zug aufgesprungen ist.
Dass die Konkurrenz ihre Spot-ETFs zu günstigeren Gebühren anbietet, sei der fehlenden Erfolgsbilanz geschuldet, argumentiert der Grayscale-Chef durchaus selbstbewusst. Sie müssten stattdessen auf Preisanreize setzen, um dennoch Investoren anzulocken.
Mit Blick auf die genannten Mittelabflüsse aus dem Grayscale-Fonds scheinen die Anleger diese Sichtweise bislang allerdings nicht zu teilen. Nach gut einer Handelswoche ist es aber ohnehin noch zu früh, um über Erfolg oder Misserfolg von einzelnen Produkte oder gar von Bitcoin-Spot-ETFs im Allgemeinen zu urteilen.
Der Bitcoin selbst blieb unterdessen auf Konsolidierungskurs und hat vor dem Wochenende zeitweise die Marke von 41.000 Dollar unterschritten. Er notiert nun rund 15 Prozent unter dem 2-Jahres-Hoch aus der Vorwoche, das er kurz nach der mit Spannung erwarteten ETF-Zulassung markiert hatte.
Langfristig orientierte Anleger sollten sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern die langfristigen Chancen durch den möglichen Einstieg institutioneller Investoren mittels Spot-ETFs und das Halving im April im Blick behalten.
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