Wenn Bayer-Anleger in Nostalgie schwelgen, kommt ihnen bestimmt der Oktober 2017 in den Sinn. Damals stand der DAX-Titel bei knapp 120 Euro. Drei Jahre später, genauer gesagt am 1. Oktober 2020, war die einst heile Bayer-Welt dann endgültig passé: Am Abend zuvor kam nämlich aus Leverkusen die bittere Pille in Form eine Gewinnwarnung für 2021. Der Aktienkurs brach zweistellig ein und fiel in der Folge bis auf 41 Euro. Zuletzt erholte sich die Aktie etwas – aber ist das nachhaltig?
Klar, auf den ersten Blick könnte man sagen, die Bayer-Aktie ist mit einem 2021er-KGV von elf günstig bewertet und alle Risiken sind bereits im Kurs eingepreist. Und eine existenzielle Bedrohung ist trotz aller Corona-bedingter operativer Schwierigkeiten bei aller kaufmännischen Vorsicht nicht erkennbar.
Das große Problem: Bis Ende September galt unter den Börsianern das Narrativ, dass die Kursentwicklung der Bayer-Aktie vor allem von der Beseitigung der Klagen um den Unkrautvernichter Glyphosat in den USA abhängt. Die Unsicherheit, ob und wie Bayer mit allen 125.000 Klägern zu einer – idealerweise guten – Einigung kommt, hat viele Anleger abgeschreckt. In 88.500 Fällen hat man zwar einen Vergleich geschlossen – mehr als 35.000 Klagen sind aber damit noch anhängig.
Dass die Glyphosat-Rechtsstreitig nicht (mehr) das einzige Problem sind, trat dann im Rahmen der Gewinnwarnung zutage: Die wichtige Agrar-Sparte liefert nicht die (erwarteten) notwendigen Cash-Beiträge, die Bayer braucht: Für die milliardenschweren Vergleiche mit den Klägern, für den Schuldenabbau und für die Stärkung des Pharmageschäfts, das von kommenden Patentabläufen absehbar belastet wird.
Bayer dürfte es aufgrund der beiden großen Probleme, also den ungelösten Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten in den USA und der schwächelnde Agrar-Division, schwer haben, signifikant voranzukommen. Das bedeutet für die Aktie faktisch nichts Gutes. Fazit: Anleger lassen weiter die Finger von dem DAX-Titel.