Nach oben ist der Weg nun frei für weitere DAX-Rekorde. Eine Reihe von Konjunkturdaten und die Bilanzen vieler großer DAX-Konzerne dürften die Anleger am deutschen Aktienmarkt in der neuen Woche auf Trab halten. Einige Analysten bezweifeln jedoch, dass der Leitindex große Sprünge macht. Es würden Impulse fehlen. Der Wochenausblick.
Der DAX hat am Freitag eine neue Rekordmarke gesetzt. Der deutsche Leitindex war im Handelsverlauf bis auf 16.490 Punkte geklettert und ging schließlich auf neuem Schlussrekord bei 16.469,75 Punkten ins Wochenende. Auf Wochensicht ergibt sich für den DAX ein Anstieg von 1,8 Prozent.
Bereits am Donnerstag war das Börsenbarometer von der Aussicht auf ein Ende der Zinserhöhungen in der Eurozone und den USA befeuert worden. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte nach der neunten Zinserhöhung in Folge erstmals eine Pause nicht ausgeschlossen. Zwar ließen sowohl die EZB als auch die US-Notenbank Fed die Tür für weitere Anhebungen offen, doch an den Märkten gehen Experten zunehmend davon aus, dass der Zinsgipfel bald erreicht sein dürfte. Schon beim alten Rekord vom 16. Juni waren es die geldpolitischen Signale der Fed und der EZB gewesen, die den DAX beflügelt hatten.
Zinswende hat ihren Schrecken verloren
Die Argumentationsbasis für Kurse oberhalb des aktuellen Rekordniveaus werde allerdings zunehmend dünner, kommentierte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Im schwachen Sommerhandel könnten einige Marktteilnehmer wieder vorsichtiger werden und abwarten. Dazu passte, dass sich die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im Juli überraschend stark eingetrübt hat.
Analyst Andreas Hürkamp von der Commerzbank ist optimistischer. "Die Aktienmärkte bekommen derzeit Rückenwind von den Signalen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der US-Notenbank, dass die Phase steigender Leitzinsen nun auslaufen könnte", schrieb er. Thomas Gebert, der den bekannten Gebert-Börsenindikator entwickelte, prognostizierte bereits am 23. Mai 2023 via DER AKTIONÄR TV, dass der DAX noch im laufenden Jahr bis auf 20.000 Punkte anziehen kann (siehe Video-Gespräch etwa ab Minute 2:25).
"Die Zentralbank-Entscheidungen hauen niemanden mehr vom Hocker, höhere Inflation und Zinsen für eine längere Zeit werden akzeptiert", zeigte sich am Freitag Analyst Sven Streibel von der DZ Bank überzeugt. Die Zinswende habe ihren Schrecken verloren.
Die zuletzt deutlich gestiegenen Zinsen hemmen zwar Investitionspläne und verteuern Kredite. Eine dadurch verursachte Verlangsamung der globalen Konjunktur sei auch nicht zu verleugnen, fuhr Streibel fort. Allerdings werde weiterhin deutlich, dass das Wirtschaftsumfeld nur einen begrenzten negativen Einfluss auf die Ergebnisse der großen gelisteten Aktiengesellschaften hat.
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Flut an Quartalszahlen
In der neuen Woche können sich die Anleger dann ein Bild davon machen, ob die Unternehmen die wirtschaftliche Abschwächung weiterhin unter dem Strich gut wegstecken. Am Dienstag etwa richtet sich die Aufmerksamkeit unter anderem auf die Geschäftszahlen von Daimler Truck und Deutsche Post, die sich kürzlich in DHL Group umbenannt hat. Auch Covestro legt am 1. August seine Q2-Zahlen vor.
Zur Wochenmitte berichtet der Medizintechnik-Konzern Siemens Healthineers über seine Aktivitäten im abgelaufenen Quartal. Auch Fresenius und Dialyse-Tochter FMC berichten über ihre Quartalsergebnisse. Am Donnerstag setzt sich der Reigen unter anderem mit dem Chiphersteller Infineon und dem Spezialchemie- und Pharmakonzern Merck KGaA fort. Auch BMW und die Lufthansa veröffentlichen ihre Quartalsabschlüsse. Die Commerzbank und der Spezialchemie-Konzern Lanxess legen am Freitag ihre Geschäftszahlen vor.
Weitere Konjunkturdaten geben Aufschluss
Doch Anleger sollten in der neuen Woche auch den Blick fürs große Ganze nicht verlieren. Denn "konjunkturell läuft es derzeit in den USA besser als in der Eurozone", schrieb Analyst Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Und die deutsche Wirtschaft habe im zweiten Quartal nur stagniert. Hinzu komme, dass europäische Stimmungsindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes oder das Ifo-Geschäftsklima enttäuscht hätten. Damit seien die kurzfristigen Aussichten alles andere als rosig.
In der neuen Woche stehen Apelt zufolge aus den USA mit dem monatlichen Arbeitsmarktbericht am Freitag und den ISM-Einkaufsmanagerindizes am Dienstag sowie am Donnerstag wichtige Daten an, die zeigen können, wie robust die Konjunktur wirklich ist. Das noch ausstehende Bruttoinlandsprodukt aus der gesamten Eurozone wird bereits am Montag veröffentlicht. Dazu gibt es einige deutsche Daten wie unter anderem die Auftragseingänge. Im Fokus – nicht nur der EZB – stehen dem Fachmann zufolge zu Wochenbeginn die europäischen Inflationsdaten, die wohl erneut leicht zurückgegangen sind.
Die Inflation im Euroraum dürfte aber weiter hartnäckig hoch sein, vermutete Edgar Walk, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Metzler Asset Management. Wegen Zweitrundeneffekten dürfte sie nur sehr langsam sinken. Diese treten auf, wenn die Tarifpartner wegen der hohen Teuerung höhere Löhne vereinbaren, die wiederum die Preise steigen lassen. (Mit Material von dpa-AFX)
Nachfolgend finden Sie wieder eine Auswahl von Artikeln, die in der vergangenen Woche ein überdurchschnittlich hohes Leser-Interesse auf sich zogen: