Gestern ging es für Finanzwerte am deutschen Aktienmarkt abwärts. Größter Verlierer waren die Papiere der Deutschen Bank. Mit negativen Nachwirkungen der Quartalszahlen vom vergangenen Mittwoch hat das allerdings nichts zu tun. Schuld ist die Notenbank, die überraschend einen wichtigen Zinssatz änderte.
Finanzinstitute erhalten auf Reserven, die sie bei der Notenbank halten Zinsen. Das ist in vielen Ländern so, nicht nur in der Eurozone. Im Fokus standen zuletzt vor allem kurzfristige, oftmals über Nacht geparkte Gelder, der Banken. Seit die Leitzinsen erhöht wurden, zahlt die EZB auch mehr Zinsen für diese überschüssige Liquidität.
Verzinst wurden bisher ebenfalls die Mindestreserven, die Geldhäuser ebenfalls bei der Zentralbank halten müssen. Diese sind hauptsächlich von der Höhe bestimmter Verbindlichkeiten, vor allem Kundeneinlagen abhängig, und machen derzeit ein Prozent aus. Gestern überraschte die EZB aber hier mit einer gravierenden Änderung.
Die EZB hat gestern nun angekündigt, dass sie keine Zinsen mehr auf Reserven für Banken zahlen wird, was die Aktien von einlagenstarken deutschen Kreditgebern belastet hat. Nach Angaben der EZB belaufen sich diese Reserven derzeit auf etwa 165 Milliarden Euro.
Die EZB wird nun keine Zinsen mehr auf diese Reserven zahlen. Zuvor hatte sie Zinsen in Höhe ihres Einlagensatzes gezahlt. Die EZB hob diesen Satz am Donnerstag um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent an, signalisierte aber durch eine Änderung der Formulierung, dass dies fast abgeschlossen sein könnte. Deutschland ist eine bargeldreiche Volkswirtschaft, einheimische Banken verfügen also über eine große Einlagenbasis und viele Reserven. Die Aktien der Deutsche Bank fielen am Donnerstagnachmittag um mehr als drei Prozent, während die der Commerzbank um 1,5 Prozent nachgaben.
Banken verdienen wieder sehr gut an den höheren Zinsen. Daher ist es nur folgerichtig, dass die EZB ihre Unterstützung zurückfährt. Gestern schloss die Aktie dann fast genau auf der 100-Tage-Linie bei 10,19 Euro.
Für den AKTIONÄR bleibt die Aktie vorerst eine Halteposition.