Eine ungebrochene Nachfrage nach Wohnraum, Krise am Neubau und abwartende Immobilienkäufer: In deutschen Metropolen steigen laut einer Studie die Mieten deutlich stärker als im Vorjahr. Das dürfte, neben dem näher rückenden Zins-Peak in der Eurozone das Sentiment für Immobilien-Aktien wie Vonovia weiter verbessern.
Im ersten Halbjahr kletterten die Angebotsmieten in Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Stuttgart und Leipzig im Schnitt um 6,7 Prozent, wie eine am Dienstag veröffentlichte Analyse des Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL) zeigt. Im Vorjahreszeitraum habe der Mietanstieg bei den betrachteten Neubauten und Bestandswohnungen noch 3,7 Prozent betragen.
"In allen betrachteten Metropolen herrscht eine enorme Angebotsknappheit, die sich durch den stockenden Wohnungsbau noch verstärken wird", sagte JLL-Wohnimmobilien-Experte Roman Heidrich. "Ein Ende der Mietanstiege ist deshalb nicht in Sicht." Druck komme auch von gestiegenen Kreditzinsen, die Interessenten vom Immobilienkauf abhielten und diese in den Mietmarkt drängten.
Im Immobilienboom waren die Kaufpreise jahrelang stärker gestiegen als die Mieten, doch mit dem starken Zinsanstieg stehen nun die Preise unter Druck. Nach den JLL-Zahlen fielen die Angebotsdatenpreise für Wohnungen im ersten Halbjahr um sieben Prozent. Im Vorjahreszeitraum habe es noch ein Plus von 7,5 Prozent gegeben.
Der Studie zufolge gab es in fast allen betrachteten Metropolen im ersten Halbjahr deutliche Preisrückgänge - am stärksten in München, Stuttgart und Düsseldorf mit rund zehn Prozent. Eine Ausnahme sei Berlin, wo sich Wohnungen noch leicht verteuerten.
Angebotspreise geben allerdings keinen genauen Aufschluss über den tatsächlichen Kaufpreis. "Die Grundstücksmarktberichte der Gutachterausschüsse, für die echte Kauffälle ausgewertet werden, weisen zum Teil deutlich höhere Preisabschläge aus", sagte JLL-Experte Sebastian Grimm.
Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sinken seit Monaten. Im ersten Quartal fielen sie laut Statistischem Bundesamt um 6,8 Prozent zum Vorjahresquartal – es war der stärkste Rückgang seit 23 Jahren. Offizielle Zahlen zum zweiten Quartal stehen noch aus.
Der Spieß scheint sich umzudrehen im Immobiliensektor. Noch vor einem Jahr lag die Inflationsrate über den Mietpreissteigerungen, nun ist es umgekehrt. Die geschrumpften Margen der Immo-Konzerne dürfte sich damit wieder ausweiten. Langfristig orientierte Anleger kaufen Vonovia. Wer es spekulativer möchte, greift zu Aroundtown.
(mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Vonovia.