FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Furcht vor möglichen Strafen im Rahmen einer Kartelluntersuchung in Portugal hat am Donnerstag die Aktien von Synlab
Wie Europas größter Laborbetreiber am Mittwochabend mitgeteilt hatte, hat die portugiesische Wettbewerbsbehörde (AdC) ein Verfahren gegen zwei Töchter eingeleitet. Demnach sollen die beiden Synlab-Tochtergesellschaften zusammen mit Wettbewerbern und einem lokalen Branchenverband zwischen 2016 und März 2022 gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen haben.
Laut einem Händler ist der Schritt der AdC zwar negativ für Synlab, der erwartete Kurseinbruch ist ihm zufolge aber übertrieben. "Die Vorwürfe sind länderspezifisch und beschränken sich auf Tätigkeiten der beiden Töchter in diesem Land", begründete er seine Einschätzung und wird darin auch von Analyst James Vane-Tempest bestätigt. Das in dem südeuropäischen Land eingeleitete Kartellverfahren dürfte eher die Stimmung als die Fundamentaldaten beeinflussen, schrieb der Experte von Jefferies Research.
Wie Analyst Jan Koch von der Deutschen Bank schrieb, beanstandet die AdC "offensichtlich, dass es in dem genannten Zeitraum zu Absprachen gekommen ist, wobei anzumerken ist, dass die Preise für diagnostische Tests in Portugal generell reguliert sind". Da Synlab erst am Mittwoch über die Vorwürfe informiert wurde, seien Schätzungen zu den möglichen Folgen seitens des Unternehmens noch nicht möglich gewesen. Koch verweist aber auf Fälle anderer Unternehmen aus der Vergangenheit und erwartet, dass sich die möglichen Folgen, "wenn überhaupt", höchstwahrscheinlich auf eine Geldstrafe im niedrigen zweistelligen Millionenbereich beschränken dürften.
Dass die Synlab-Aktie dennoch aktuell unter Druck steht, wundert Koch aber nicht: "Auf Portugal entfallen drei Prozent des Gruppenumsatzes von Synlab, was über dem Gruppendurchschnitt liegt." Allerdings seien nicht alle Unternehmenszweige Synlabs in Portugal von den Vorwürfen betroffen, schränkt der Deutsche-Bank-Experte ein.
Allerdings steht die Synlab-Aktien schon länger unter Druck. Nach dem Börsengang ging es zunächst bis November 2021 bis auf eine Bestmarke von 25 Euro nach oben. Dann aber ließe der Corona-Schwung nach, der Kurs drehte nach unten. Seither haben die Papiere rund 56 an Wert verloren. Damit notieren die Anteilsscheine mittlerweile auch deutlich unter dem Preis von 18 Euro, zu dem sie im Frühjahr 2021 an die Börse gebracht worden waren./ck/niw/la/mis
Quelle: dpa-AFX