Zur Wochenmitte hat Bayer über weitere positive Phase-3-Studiendaten zu seinem großen Hoffnungsträger Darolutamid (Handelsname: Nubeqa) vorgelegt. Die Leverkusener können sich nun berechtigte Hoffnung auf eine Zulassungserweiterung für das Prostatakrebsmedikament machen. Indes treten die Analysten auf die Euphoriebremse.
Analyst James Quigley von der Investmentbank Goldman Sachs sieht in den Nachrichten keine größere Überraschung. Der Experte beziffert den fairen Wert für die Bayer-Aktie auf 30 Euro, das Votum lautet nur "Neutral".
Analystin Emily Field von der britischen Bank Barclays hatte bereits Mitte Juni in einer Studie erklärt, dass ein Erfolg dieser Studie die adressierbare Patientenpopulation angesichts der Häufigkeit von Metastasen ausweiten würde. Die Studie würde eine Datenlücke schließen, zumal einige Ärzte bereits begonnen hätten, das Medikament hier off-label zu nutzen. Damit ist gemeint, dass ein Präparat für ein anderes Krankheitsbild oder in einer anderen Dosierung verordnet wird, als die Zulassung es eigentlich vorsieht.
Auch Analyst Quigley glaubt, dass Ärzte Nubeqa bereits unter den in Aranote untersuchten Umständen einsetzen. So ist das Medikament bereits in vielen Ländern in Kombination mit einer Hormon- sowie mit einer Chemotherapie zur Behandlung von Patienten mit metastasierendem hormonsensitivem Prostatakrebs (mHSPC) zugelassen. Außerdem wird das Medikament zur Behandlung von Patienten mit nicht-metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakarzinom mit einem hohen Risiko für die Entstehung von Metastasen (Hochrisiko-nmCRPC) eingesetzt.
Laut den aktuellen Bloomberg-Schätzungen soll Bayer allein mit Nubeqa im laufenden Jahr 1,32 Milliarden Euro erlösen, womit das Krebsmedikament Blockbuster-Status erreichen würde. 2026 könnten es dann sogar bereits 2,28 Milliarden Euro sein. Mit Nubeqa will Bayer potenziell wegbrechende Erlöse bei den beiden Top-Sellern Xarelto und Eylea, die peu à peu ihren Patentschutz verlieren, kompensieren.
Nubeqa verspricht viel Wachstumspotenzial, die jüngsten Daten unterstützen zweifelsohne eine Zulassungserweiterung. Allerdings wird es trotzdem schwierig, die drohende Patentklippe komplett zu kompensieren. Ohnehin kämpft Bayer mit weiteren Problemen (hohe Nettofinanzverschuldung und Rechtsstreitigkeiten). Anleger machen vorerst weiter einen Bogen um die Aktie.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bayer.
(Mit Material von dpa-AFX)