Bayer hat im US-Streit um angebliche Gesundheitsrisiken der Verhütungsspirale Essure eine milliardenschwere Einigung festgezurrt. Es seien Vereinbarungen mit Klägeranwaltskanzleien getroffen wurden, mit denen etwa 90 Prozent der insgesamt fast 39.000 in den USA schon eingereichten oder teils noch nicht eingereichten Essure-Klagen beigelegt werden, wie der DAX-Konzern am Donnerstag in Leverkusen mitteilte.
Insgesamt will Bayer etwa 1,6 Milliarden Dollar (1,35 Milliarden Euro) in die Hand nehmen, worin auch Pauschalen für Ansprüche enthalten sei, für die noch keine Vergleichsvereinbarungen vorliegen. Mit diesen Klägerinnen werde aktuell noch gesprochen.
Die Anleger freute es, Euphorie wollte angesichts des noch viel teureren und immer noch nicht beendeten Glyphosat-Streits allerdings nicht aufkommen.
Eine Einigung war zudem angesichts zuletzt intensivierter Gespräche auch erwartet worden, weshalb Bayer dafür schon Geld beiseite gelegt hatte. Die Vergleichssumme sei durch Rückstellungen gedeckt, hieß es denn auch von von den Leverkusenern.
Mit dem Vergleich räumt Bayer eine weitere rechtliche Großbaustelle auf. Wie seit Juni bekannt ist, nehmen die Leverkusener 820 Millionen Dollar in die Hand, um den wesentlichen Teil der US-Verfahren wegen des seit 1979 in den USA verbotenen Umweltgifts PCB beizulegen, das die Tochter Monsanto früher produziert hatte. Hinzu kommt ein 400 Millionen Dollar teurer Kompromiss wegen Klagen um angebliche Ernteschäden durch Verwehungen des Unkrautvernichters Dicamba. Bei letzterem will Bayer aber auch den mitverklagten Wettbewerber BASF ins Boot holen.
Der weitaus teuerste Streit bleibt aber derjenige um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter. Hier wackelt allerdings der angestrebte Vergleich mit der Mehrzahl der Kläger. Denn: Der zuständige Bundesrichter Vince Chhabria störte sich an dem Teil der Vereinbarung, der mögliche künftige Fälle abdeckt. Daher zog Bayer den Antrag auf Zustimmung zum Umgang mit diesen Fällen zurück, für deren Beilegung 1,25 Milliarden Dollar geplant waren.
Die Aktie von Bayer ist in den vergangenen Wochen deutlich unter Druck gekommen. DER AKTIONÄR rät vorerst weiter, das Geschehen von der Seitenlinie aus zu beobachten.
(Mit Material von dpa-AFX)