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Boeing stoppt Dreamliner und will wieder zur ISS – die Aktie hebt ab

Boeing stoppt Dreamliner und will wieder zur ISS – die Aktie hebt ab
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Martin Mrowka 07.04.2020 Martin Mrowka

Für den amerikanischen Luftfahrt-Konzern kommt es seit Monaten dicke: Erst das Debakel um die 737-Max-Flugzeuge, nun die Corona-Krise. Der Aktienkurs von Boeing stürzte in den vergangenen Wochen ins Bodenlose. Doch während dem angeschlagenen Konzern kaum jemand noch Chancen zutraut, erholt sich der Dow-Jones-Wert plötzlich. Boeing überrascht dabei mit seinen Raumfahrt-Plänen. Aber auch ein weiterer Rückschlag ist zu verkraften.

Im Dezember 2019 ist Boeing mit seinem neuen Raumschiff "Starliner" bei einem ersten Versuch, die Internationale Raumstation ISS zu erreichen, gescheitert. Mitten in der Corona-Krise, die Boeings Geschäft in weiten Teilen lähmt, will die Betreiberfirma den Test nun wiederholen.

"Wir haben uns entschieden, den Test erneut zu fliegen, um die Qualität des "Starliner"-Systems unter Beweise zu stellen", teilte Boeing in der vergangenen Nacht mit. Ein Datum für den neuen unbemannten Testflug wurde noch nicht mitgeteilt.

Korrekturen am Raumschiff

Mit dem gemeinsam von Boeing und der US-Raumfahrtbehörde Nasa entwickelten "CST-100 Starliner" sollten eigentlich bereits in diesem Jahr Astronauten zur ISS gebracht werden. Bei einem unbemannten Test im Dezember hatte es das Raumschiff aber nicht in den Orbit und zur ISS geschafft, unter anderem wegen eines Problems mit der automatischen Zündung der Antriebe. Außerdem tickten die Uhren an Bord und auf der Erde nicht synchron.

Ein zweiter Test war eigentlich nicht geplant gewesen. Eine Untersuchung von Boeing und der Nasa hatte vor kurzem ergeben, dass Boeing 61 Korrekturen an dem Raumschiff vornehmen muss.

Die Raumfahrtbranche ist im Umbruch. Längst arbeiten nicht mehr allein staatliche Organisationen wie die Nasa oder Esa an Weltraumreisen. Auch Tesla-Chef Elon Musk will mit seiner Firma SpaceX in den Orbit und macht Boeing Konkurrenz. Es geht um künftige Milliarden-Geschäfte.

Rückschlag für den "Dreamliner"

Am Montag hat Boeing bekannt gegeben, aufgrund der Corona-Krise die Produktion seines Langstreckenjets 787 "Dreamliner" nun auch im Bundesstaat South Carolina auszusetzen. "Es ist unsere Verpflichtung, uns auf die Gesundheit und Sicherheit unserer Team-Mitglieder zu konzentrieren", teilte der Airbus-Rivale nach US-Börsenschluss mit. Der Betrieb im Werk in North Charleston werde deshalb ab Mittwoch bis auf Weiteres ausgesetzt.

Boeings Aktienkurs drehte im US-Handel nachbörslich deutlich ins Minus. Zuvor hatte der Dow-Jones-Wert am Montag jedoch um 20 Prozent auf 150 Dollar zugelegt. Im deutschen Handel wird diese Bewegung am Dienstag nachgeholt.

Boeing (WKN: 850471)

Am Sonntagabend erst hatte der Flugzeugbauer bekanntgegeben, die Produktionspause in seinen Fabriken im Bundesstaat Washington auf unbestimmte Zeit zu verlängern. In der dortigen Region Puget Sound - die eines der US-Epizentren der Corona-Pandemie ist - beschäftigt der Konzern knapp die Hälfte aller seiner Mitarbeiter. Wegen eines Fertigungsstopps bei dem nach zwei Flugzeugabstürzen weltweit mit Startverboten belegten Verkaufsschlagers 737 Max ist Boeings Produktion seit Januar ohnehin schon sehr stark eingeschränkt.

Analysten sind gespalten

Heute hat die Privatbank Berenberg nun das Kursziel für Boeing nach der Einstellung großer Teile der Produktion seiner Flugzeuge drastisch herabgesetzt. Das 12-Monats-Kursziel für die Boeing-Aktie wurde von 350 US-Dollar auf 150 Dollar mehr als halbiert. Die Einstufung ließen die Analysten aber auf "Hold".

Mit der Pandemie des Coronavirus gehe eine große Unsicherheit bezüglich der Nachfrage nach Flugzeugen und den damit zusammenhängenden Dienstleistungen einher, schrieb Analyst Andrew Gollan in einer Studie. Das gelte vor allem für die kommenden sechs bis zwölf Monate.

Die US-Investmentbank Goldman Sachs ist optimistischer und hat das Kursziel für Boeing erhöht - von 173 auf 189 US-Dollar. Die Einstufung wurde mit "Buy" bestätigt. Insgesamt sei der Markt gegenwärtig ziemlich zurückhaltend gegenüber dem Luftfahrtsektor und ziemlich besorgt über die künftige Ertragskraft und Bilanz von Boeing, schrieb Analyst Noah Poponak. Viel Negatives sei nun aber in der Aktie des amerikanischen Flugzeugbauers eingepreist, und das zyklische Stimmungspendel schwinge irgendwann auch wieder zurück.

Boeings neuer Test muss gelingen, um das "Commercial Crew Program" der Nasa nicht noch weiter nach hinten zu schieben und um gegen die Konkurrenz zum Beispiel von Space X zu bestehen. Die Flugzeug-Produktion von Boeing wird erst nach Bewältigung der Corona-Krise wieder hochgefahren werden. Bis dahin sind noch viele Unwägbarkeiten im Markt, die ein Investment in den Blue Chip Boeing zu einem Lotteriespiel werden lassen. Entsprechend sollten sich Anleger, die auf dem jetzigen Niveau einsteigen, der Rückschlagrisiken bewusst sein. Es wird wohl Jahre dauern, bis sich die Boeing-Aktie nachhaltig erholt.

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