Die Verschärfung der Exportkontrollen durch die US-Regierung bei Chips für das High-Performance-Computing und die Künstliche Intelligenz scheint die Geschäfte von Nvidia aktuell kaum zu beeinträchtigen. Bereits im Frühjahr soll die Produktion eines weiteren China-Chips starten und noch immer erwerben chinesische Institutionen eigentlich verbotene Ware.
Im Oktober hat die US-Regierung die Exportbeschränkungen von Chips nach China verschärft und damit auch den Verkauf einiger Nvidia-Halbleiter verboten, deren Leistung extra beschnitten wurde, um gerade noch unter die Regulierung zu fallen. Die Lösung des US-Konzerns: Mit dem H20 einfach einen weiteren KI-Beschleuniger entwickeln, der gerade noch für die Ausfuhr zugelassen wird.
Die gute Nachricht für Anleger: Nvidia hat unter Hochdruck geforscht und der speziell für China entwickelte H20 soll laut Medienberichten schon im zweiten Quartal 2024 in Masse produziert werden. Fraglich bleibt allerdings, ob der abgeschwächte Chip auch ein kommerzieller Erfolg wird.
Denn Konkurrenten wie Huawei haben mit ihren Ascend-Chips rasante Fortschritte gemacht. Zudem dürften die chinesischen Kunden bei Bestellungen des H20 zögern, da sie wahrscheinlich zuerst die heimischen Alternativen testen werden.
Gleichzeitig scheinen die Exportbeschränkungen der US-Regierungen nicht wasserdicht zu sein. Das berichtete Reuters, nachdem sie Ausschreibungsunterlagen ausgewertet hatten. Chinesische Militäreinrichtungen, staatliche KI-Forschungsinstitute und Universitäten hätten laut der Nachrichtenagentur im vergangenen Jahr kleine Chargen von Halbleitern erworben, deren Ausfuhr eigentlich im Oktober verboten wurde. Darunter auch die Nvidia-Flaggschiffe H100/A100.
Die jüngsten Meldungen geben keinen Anlass von der bisherigen Einschätzung abzuweichen: Mittelfristig droht durch die Exportbeschränkungen keine Gefahr für die Datacenter-Umsätze von Nvidia, da die abgeschwächten Beschleuniger aktuell mit der China-Konkurrenz mithalten können und noch immer ein Angebotsengpass vorherrscht. Langfristig dürfte die chinesische Konkurrenz aber nach und nach aufholen, was über die kommenden Quartale eingepreist wird.
Ein unerwarteter Nachfrage-Schock gefolgt von Kursverlusten der Nvidia-Aktie ist also nicht zu erwarten. Anleger beobachten die Situation weiter und bleiben bei der Aktie von Nvidia investiert.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.