Die Wirtschaftslage spitzt sich weiter zu, ein mögliches Abschalten der Gas-Lieferungen aus Russland würde die Situation noch verschärfen. Anleger in Deutschland müssen weiterhin mit einem fragilen Umfeld klarkommen. Immerhin hat der Verkaufsdruck nachgelassen. Nun melden noch einige Nebenwerte ihre endgültigen Jahreszahlen. Der Wochenausblick.
Am Freitag schloss der DAX mit einem kleinen Plus. Der infolge des Ukraine-Kriegs stärker als erwartete eingebrochene Ifo-Geschäftsklima-Index wurde am Markt überraschend entspannt aufgenommen. Allerdings war das Handelsvolumen insgesamt recht dünn.
Letztlich ging der deutsche Leitindex bei 14.305 Punkten ins Wochenende. Der Wochenverlust beläuft sich damit auf 0,7 Prozent. Charttechnisch würde sich die Lage bessern, wenn der DAX die 50-Tage-Linie nachhaltig zurückerobern würde. Diese verläuft derzeit bei 14.737 Punkten (siehe Chart).
Der MDAX beendete die Woche mit einem Abschlag von 1,4 Prozent bei 31.171 Zählern.
"Die neue Handelswoche wird erneut im Zeichen des Ukraine-Kriegs und des Inflationsdrucks stehen", erwartet Andreas Lipkow, Marktexperte von Comdirect. Mit jeder weiteren Konfliktwoche spitze sich die Wirtschaftslage zu. Insbesondere die gestiegenen Energiekosten seien ein ernsthaftes Problem für die Unternehmen und das Konsumverhalten.
"Die Marktteilnehmer bleiben nervös und dürften sich mit neuen Engagements bei deutschen Aktien weiter zurückhalten", ergänzt er. Die Perspektiven für europäische Aktien sei allgemein inzwischen "stark eingetrübt".
Stagflationssorgen...
Der zuletzt dank der Wall Street überraschend stabile deutsche Aktienmarkt könnte daher erneut kräftig schwanken. Marktexperte Timo Emden von Emden Research verweist angesichts der Energiekosten auf mögliche Stagflationssorgen. Verstärkt werden könnte Sorgen vor einer Stagnation der Wirtschaft bei hoher Inflation etwa von den am Mittwoch für Deutschland anstehenden Verbraucherpreisen im März.
Börsen.Briefing Newsletter
Bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen bei spannenden Unternehmen und an der Börse auf dem Laufenden. Lesen Sie das Börsen.Briefing. – den täglichen Newsletter des AKTIONÄR. Kostenlos.
Am Freitag folgen Daten aus der Eurozone. "Steigende Zinsen, hohe Inflationsraten und teure Energie, welche auf sinkende Wachstumsprognosen treffen, ergeben eine gefährliche Mischung für den Gesundheitszustand der Konjunktur", warnt Emden.
Hohe Inflationsrate in Deutschland nicht zu vermeiden
Für Deutschland etwa rechnet Volkswirt Christoph Weil von der Commerzbank – besonders wegen des Ukraine-Kriegs – im März mit einem Inflationsschub auf 7,5 Prozent. Für die Eurozone erwartet er einen Anstieg auf 7,7 Prozent. Auch die Kernrate ohne Energie-, Nahrungs- und Genussmittel dürfte ihm zufolge geklettert sein.
"Die Angst vor einer Energiekrise hat die Preise für Heizöl, Kraftstoffe, Gas und Strom noch einmal drastisch in die Höhe getrieben", schreibt Weil unter Verweis auf den Krieg. In Summe dürfte sich im März Energie für die Verbraucher um mehr als 13 Prozent verteuert haben. Allein das lasse die Inflationsrate um 1,5 Prozentpunkte steigen, rechnet er vor.
Zudem mache sich der Krieg auch bei den Lebensmittelpreisen zunehmend stärker bemerkbar, da ein großer Teil der weltweiten Exporte von Sonnenblumenöl, Weizen, Gerste und Mais aus Russland oder der Ukraine kommt. Die Lieferengpässe, die sich durch den Krieg und die jüngsten coronabedingten Betriebsschließungen in China ebenfalls weiter verschärft hätten, trügen ebenfalls zum Preisanstieg bei.
Erfreuliche Daten aus den USA erwartet
Für die USA indes dürfte die Woche am Freitag dagegen einige erfreuliche Daten bereithalten: Der Arbeitsmarkt wird weiterhin stark erwartet. Die Zahl der im März neu entstandenen Stellen sollte laut Weil ähnlich wie in den vorangegangenen Monaten gewachsen sein und vom Abflauen der Omikron-Welle profitiert haben. Die Arbeitslosenquote dürfte zugleich weiter gesunken sein.
Auch vom wohl wichtigsten US-Frühindikator, dem ISM-Einkaufmanager-Undex für das Verarbeitende Gewerbe, wird Positives erwartet. Zwar rechnet Konjunkturanalyst Patrick Franke von der Landesbank Hessen-Thüringen mit einem Rückgang im Vergleich zum Vormonat, doch das signalisiert weiter eine wachsende Aktivität der Unternehmen; wenn auch nicht so stark wie im Monat zuvor.
Einige Nachzügler mit Zahlen
Die Berichtssaison hierzulande ist indes fast zu Ende. Einige Unternehmen aus der DAX-Familie werden über ihre Ergebnisse berichten, und das vor allem aus der zweiten und dritten Reihe. Unter anderem legen folgende Unternehmen ihre (detaillierten) Zahlen vor: Aroundtown, BioNTech, Dermapharm, Eckert & Ziegler, ElringKlinger, Encavis, FlatexDegiro, Home24, Jenoptik, Nordex, Pfeiffer Vacuum, Sixt, SMA Solar, va-Q-tec, Varta, Westwing und Windeln.de.
Aus dem deutschen Leitindex DAX selbst dürfte die VW-Beteiligungsgesellschaft Porsche SE in den Blick rücken. Die anstehenden Jahreszahlen sollten keine große Überraschung mehr bringen, da sie sich aus den Zahlen des Autobauers Volkswagen ermitteln lassen. Spannend könnte es aber werden, falls es Neuigkeiten zum Börsengang der VW-Sportwagen-Marke Porsche AG gibt. (Mit Material von dpa-AFX)
In der abgelaufenen Woche standen folgende Artikel auf www.deraktionaer.de in besonderem Fokus: