Bei ferienbedingt niedrigen Umsätzen sollte sich der deutsche Aktienmarkt auch in der neuen Woche als recht stabil erweisen. Im Fokus bleiben die Zinspolitik der Notenbanken und die Berichtssaison. Mit einem Auge sollte man auch nach China schauen, wo sich eine neue Immobilien-Krise abzeichnet. Der Wochenausblick.
Neue Inflationszahlen aus den USA und Verunsicherung über die weitere Geldpolitik schürten am Freitag wieder Zinssorgen, nachdem Daten am Donnerstag noch mit Erleichterung aufgenommen worden waren. Der deutsche Leitindex ging mit einem Tagesminus von einem Prozent bei 15.832 Punkten ins Wochenende. Daraus ergab sich ein Wochenverlust von 0,8 Prozent.
Am Dienstag war der deutsche Leitindex bei 15.706 Punkten auf ein Vierwochentief gefallen, von dem er sich seitdem trotz der jüngsten Schwäche wieder etwas berappelt hat. Die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten blieb erst einmal eine zu hohe Hürde für den DAX, der Ende Juli noch einen Rekord bei 16.529 Punkten erreicht hatte.
Vorsichtiger Optimismus, aber auch Skepsis
Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba konstatierte an den Finanzmärkten zuletzt einen vorsichtigen Optimismus. Da die jüngsten Inflationsdaten aus den Vereinigten Staaten auf einen nachlassenden Preisdruck hindeuteten, könnte die US-Notenbank Fed "im September die von den Anlegern herbeigesehnte Zinspause einlegen".
Allerdings zeige die aktuelle Wochenbilanz an den Märkten, dass man noch nicht von einem Befreiungsschlag sprechen könne, warnte Windt vor zu viel Optimismus. Die Anleger dürften daher das am Mittwochabend anstehende Fed-Protokoll zur letzten Sitzung besonders auf eindeutige Hinweise abklopfen, dass der Zinsgipfel erreicht sei. Fed-Chef Jerome Powell lässt bislang offen, ob die Zinsen im September weiter steigen werden oder nicht.
Zudem ist ein Ende des Erhöhungszyklus in der Eurozone noch nicht in Sicht. Denn hier ist die Inflation deutlich höher, und die Europäische Zentralbank (EZB) habe erst später als die US-Währungshüter mit der geldpolitischen Straffung begonnen. Wichtig für das weitere Vorgehen der EZB werden daher sowohl das am Mittwoch anstehende Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal als auch die für Freitag geplanten Inflationsdaten für die Euro-Zone im Juli.
Börsen-Urgestein Dr. Jens Ehrhardt ist weniger optimistisch. In einem Interview sagte er kürzlich: "Saisonal folgen mit dem August und September zwei der schlechtesten Monate des Jahres. Hinzu kommt: Zwar weisen einige Indizes starke Steigerungen auf, die waren aber eher der Methodik der Index-Erfassung als dem tatsächlichen Marktverlauf zu verdanken. Wenn man mal bei den amerikanischen Aktien genau hinschaut, sind beim S&P 500 unter 500 Aktien eigentlich nur sieben Aktien gestiegen."
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Inflation in Euroland noch zu hoch
Für Chefvolkswirt Ulrich Kater von der DekaBank, "war, ist und bleibt die Inflationsbekämpfung maßgeblich für die Kapitalmarkt-Entwicklung". Dank der geldpolitischen Straffungsmaßnahmen der vergangenen Monate, welche zunehmend auch die Konjunkturentwicklung dämpften, "liegen die unerträglich hohen Inflationsraten aus dem vergangenen Herbst deutlich hinter uns", betonte er.
Die Teuerung ist Kater zufolge zwar noch zu hoch, als dass man schon endgültig Entwarnung geben könne. Doch trotz aller Unwägbarkeiten über die nächsten Wirtschafts- und Inflationsdaten rückten die anstehenden Leitzinssenkungen im kommenden Jahr zunehmend in den Fokus, was die Aktienmärkte perspektivisch unterstützen werde. Vorsichtiger äußerte sich hingegen Katers Kollege Jörg Krämer von der Commerzbank. Er rät davon ab, auf Zinssenkungen der EZB bereits im kommenden Jahr zu wetten.
Die anstehenden Konjunkturdaten, deren Bedeutung für ihre geldpolitischen Entscheidungen Fed wie EZB betonten, dürften die divergierende Wirtschaftsentwicklung in den USA und dem schwächeren Europa belegen, glaubt Kater. "Vor allem in Deutschland läuft es derzeit nicht rund, hier dürfte die ZEW-Konjunktur-Umfrage (am Dienstag) abermals enttäuschende Nachrichten liefern. In den USA sind (ebenfalls am Dienstag) leicht höhere Einzelhandelsumsätze und (am Mittwoch) eine etwas gestiegene Industrieproduktion zu erwarten."
Störfeuer aus China?
Am Dienstag stehen zudem Daten zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsatz aus China auf der Agenda. Zeichen einer Besserung in dem Land, das derzeit mit einer schwachen Konjunktur und einem ernsthaft kränkelnden Immobilien-Sektor kämpfe, "dürften den Börsen dann auch hierzulande Auftrieb verleihen", so Helaba-Analystin Windt. Hinzu komme die Aussicht auf konjunkturelle Stimulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung. Zuletzt hatten Daten aus der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft DAX und Co eher kalt gelassen.
Country Garden, der größte chinesische Immobilien-Entwickler in privater Hand, ist ins Wanken geraten. Dies könnte ein Schlaglicht auf die Probleme im hoch verschuldeten Immobiliensektor in China werfen. Dieser ist für den Konsum des Landes wichtig, da ein Großteil des privaten Vermögens in Immobilien und nicht in Aktien gebunden ist.
Berichtssaison flaut ab
Unternehmensseitig wartet der Montag noch einmal mit einem Schwung von Unternehmensberichten auf – allerdings nur aus der zweiten und dritten Reihe. Ihre Zahlen angekündigt haben etwa aus dem MDAX der mittelgroßen Unternehmen TAG Immobilien, der Solar- und Windkraftpark-Betreiber Encavis und der Versicherer Talanx. Am Mittwoch melden noch Grand City Properties und Dermapharm ihre Quartalszahlen.
Die Zahlen der Online-Apotheke DocMorris könnten am Donnerstag den Aktien der deutschen Konkurrentin Redcare Pharmacy Impulse geben. Und am Freitag legt der Autobauer Volkswagen Absatzzahlen für den Juli vor. (Mit Material von dpa-AFX)
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