Vor dem Start der neuen Börsenwoche macht sich ein flaues Gefühl unter den Anlegern breit. Sind die Gewinnwarnungen der vergangenen Tage erst der Anfang einer breiten Welle? Muss mit weiteren Korrekturen der Jahresziele von Unternehmen und entsprechenden Kursverlusten gerechnet werden? Der folgende Wochenausblick beruhigt in gewissem Maße.
Den Anlegern ist derzeit mulmig zumute. Während die US-Märkte von Rekord zu Rekord eilen, kommt der deutsche Leitindex DAX einfach nicht in die Pötte und gab zuletzt sogar leicht nach. Am Freitag ging der DAX ging bei 12.323 Punkten ins Wochenende, woraus sich ein Wochenminus von knapp zwei Prozent ergab. Der Aufwärtstrend seit Jahresanfang ist indes weiterhin intakt (siehe Chart unten).
Beim MDAX sah die Wochenbilanz mit einem Minus von 0,5 Prozent etwas besser aus. Die Anzahl der Verlierer únter den 102 HDAX-Aktien (DAX, MDAX, SDAX) überwog in der vergangenen Woche die der Gewinner.
Die jüngsten Gewinnwarnungen von Unternehmen haben neue Konjunktursorgen geweckt, die auch die Aussicht auf noch mehr Billiggeld der Notenbanken nicht vertreiben konnte. Für kürzerfristig orientierte Investoren bleibe insofern Vorsicht angebracht, schrieb Investmentanalyst Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg. Die saisonal schwachen Börsenmonate stünden schließlich erst noch bevor.
Aktienmarkt zwischen lockerer Geldpolitik und Wirtschaftsabschwächung
"Der Aktienmarkt bewegt sich weiter im Spannungsfeld zwischen den unter anderem durch den Handelsstreit ausgelösten Rezessionsrisiken und dem monetären Rückenwind durch die Notenbanken", fuhr Klumpp fort. Bisher habe die US-Notenbank zwischenzeitliche Schwächeanfälle an den Börsen aufgefangen, und auch die Europäische Zentralbank dürfte nach der Nominierung von Christine Lagarde als Präsidentin die expansive und konjunkturstützende Politik von Mario Draghi fortsetzen.
Mit Beginn der Berichtssaison jedoch geraten die harten Daten aus den Unternehmen wieder vermehrt ins Blickfeld. Der Chemiekonzern BASF, Autobauer Daimler, der Abfüll- und Verpackungsanlagenhersteller Krones, der Maschinenbauer Aumann und die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) sind fünf Beispiele für Unternehmen, die allein in den vergangenen Tagen ihre Erwartungen zurückgeschraubt haben. Auch die Analysten werden ihre Schätzungen nun kräftig nach unten korrigieren.
Weitere Jahresziel-Korrekturen?
So blickt auch Analyst Markus Wallner von der Commerzbank skeptisch auf die kommende Woche: "Das Wirtschaftswachstum hat sich weltweit abgeschwächt, und bisher gibt es noch keinerlei Anzeichen für die allgemein für das zweite Halbjahr erwartete Trendwende." Deshalb dürften weitere deutsche Unternehmen ihre Jahresprognosen nach unten korrigieren müssen.
Damit werde nun die Qualität der Unternehmensbilanzen zunehmend in den Fokus der Investoren rücken, wobei Kennzahlen wie die Eigenkapitalquote oder das Verhältnis zwischen Nettoverschuldung und Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wichtig sein dürften.
Berichtssaison kommt ins Laufen
Unter den Dax-Unternehmen legt am Donnerstag planmäßig der Software-Konzern SAP Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor. Lediglich über seine Umsatzentwicklung gibt an diesem Tag der Online-Händler für Haustierbedarf Zooplus Auskunft.
Am Freitag öffnet dann der Pharma- und Laborausrüster Sartorius seine Bücher. Darüber hinaus beginnt in den USA die Berichtssaison der Großbanken, was entsprechend auf die Kurse der hiesigen Finanzwerte ausstrahlen kann. Den Anfang macht am Montag die Citigroup.
Doch selbst wenn es noch die eine oder andere Enttäuschung von Seiten der Unternehmen mit entsprechenden Gewinnmitnahmen geben sollte, ist das kein Anlass zum großen Ausverkauf. Der Spielraum nach unten ist beim DAX auf wenige hundert Punkte begrenzt. Die Unterkante des Aufwärtstrends seit Ende 2018 verläuft derzeit bei etwa 11.900 Punkten, die wichtige 200-Tage-Linie (grün) bei 11.625 Zählern. Gleichwohl sollten Anleger nun genau auf weitere Schwächesignale achten.
Diese Konjunkturdaten stehen an
Bereits am Montag könnten frische Konjunkturdaten den DAX unter Druck setzen - oder deutlich anschieben. Bereits vor Börseneröffnung "werden wir erfahren, wie stark die chinesische Volkswirtschaft im zweiten Quartal gewachsen ist", sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Es sollte ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von mehr als sechs Prozent gemeldet werden. Das wäre ein solides Resultat, das trotz aller Unsicherheiten im Handelskonflikt mit den USA wahrscheinlich sei. Wenigstens verhandelten beide Seiten wieder miteinander.
Am Dienstag stehen Nachrichten zur Industrieproduktion und zum Einzelhandelsumsatz in den USA auf der Agenda. Beide Werte beziehen sich auf den gerade abgelaufenen Monat Juni. "Den US-Daten kommt im Hinblick auf die Zinssenkungsfantasien eine hohe Bedeutung zu", schrieb Kater.
Analyst Christian Kahler von der DZ Bank zeigte sich überzeugt: "Die Hoffnung auf eine lockere Geldpolitik dürfte die Börsen noch etwas weiter tragen." Immerhin werde die US-Notenbank im Juli wohl die erste Leitzinssenkung vornehmen, der sich andere Zentralbanken anschließen dürften. Sinken die Zinsen, erscheinen bekanntlich Aktien im Vergleich zu anderen Anlageformen wie Anleihen in einem besseren Licht.
Mit Material von dpa-AFX
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