Auch wenn die Kurse viele Krypto-Coins in den letzten Wochen und Monaten stark gefallen sind: Für Cyberkriminelle sind sie nach wie vor eine äußerst gegehrte Beute. In dieser Woche haben Hacker Coins im Wert von 100 Millionen Dollar von der Blockchain-Brücke Horizon des Krypto-Start-ups Harmony entwendet.
Wie die Betreiber von Horizon am Freitag via Twitter mitteilten, habe man den Diebstahl von Coins und Token im Wert von rund 100 Millionen Dollar bemerkt und einen individuellen Account identifiziert, den der oder die Täter genutzt haben könnten. Man arbeite nun mit nationalen Behörden wie dem FBI und forensischen Experten von Cybersicherheitsfirmen zusammen, um die Verdächtigen zu identifizieren und die gestohlenen Coins aufzuspüren.
1/ The Harmony team has identified a theft occurring this morning on the Horizon bridge amounting to approx. $100MM. We have begun working with national authorities and forensic specialists to identify the culprit and retrieve the stolen funds.
— Harmony 💙 (@harmonyprotocol) June 23, 2022
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Die Informationslage zu dem Vorfall ist ansonsten dünn. Das Brancheportal cointelegraph.com meldet aber, dass die Bestände von elf Coins betroffen sein sollen. Demnach hätten der oder die Hacker unter anderem Binance USD (BUSD), Dai (DAI), Tether (USDT) und USD Coin (USDC) gestohlen und umgehend in Ether (ETH) getauscht.
Was sind Blockchain-Brücken?
Blockchain-Brücken („Bridges“) spielen eine große Rolle im DeFi-Bereich und bieten Benutzern die Möglichkeit, ihre Assets von einer Blockchain auf eine andere zu übertragen. Die Horizon-Brücke etwa ermöglicht Token-Transfers zwischen Harmony und dem Ethereum-Netzwerk, der Binance Chain und der Bitcoin-Blockchain.
Wir Harmony weiter mitteilte, habe man den Betrieb der Horizon-Brücke umgehend eingestellt, um weitere Transaktionen zu unterbinden. Die Brücke zum Bitcoin-Netzwerk sei nach bisherigen Erkenntnissen aber nicht betroffen und die dort gespeicherten Bestände in Sicherheit.
4/ We have also notified exchanges and stopped the Horizon bridge to prevent further transactions. The team is all hands on deck as investigations continue.
— Harmony 💙 (@harmonyprotocol) June 23, 2022
We will keep everyone up-to-date as we investigate this further and obtain more information.
Ein beliebtes Ziel für Cyberkriminelle
Blockchain-Brücken „halten große Liquiditätsreserven vor“, was sie zu einem „verlockenden Ziel für Hacker“ macht, sagte Jess Symington, Forschungsleiterin bei der Blockchain-Analysefirma Elliptic, gegenüber CNBC.
„Damit Einzelpersonen diese Brigdes zum Transfer ihre Gelder nutzen können, werden die Assets auf einer Blockchain gesperrt und auf einer anderen entsperrt oder neu geschürft“, erklärt die Expertin. Daher müssten solche Dienstleister große Mengen an Krypto-Assets vorhalten.
Besonders bitter: Bereits im April hatte es in der Krypto-Community Zweifel an der Sicherheit der Horizon-Brücke gegeben, nachdem Hacker bei ähnlichen Projekten im Frühjahr Coins im Wert von Hunderten Millionen Dollar gestohlen hatten.
Ob die laut Krypto-Insider Ape Dev unzureichend gesicherte Multisignature-Wallet für Ethereum nun tatsächlich die Schwachstelle war, welche die Hacker bei ihrem Angriff auf die Horizon-Bridge in dieser Woche ausgenutzt haben, wurde zunächst nicht bekannt. In der Branche wird aber eifrig in diese Richtung spekuliert.
The security of the bridge is currently predicated on a multisig wallet deployed at 0x715CdDa5e9Ad30A0cEd14940F9997EE611496De6. It has four owners, two of which are required to consent in order to execute an arbitrary transaction (i.e. drain the $330m). pic.twitter.com/sgYmyPrYgf
— Ape Dev (@_apedev) April 1, 2022
Nachdem die anhaltende Talfahrt am Kryptomarkt einigen DeFi-Projekten zuletzt Liquiditätsengpässe eingebrockt haben, sind die Meldungen über den Hackerangriff auf die Horizon-Bridge ein weiterer Rückschlag für den Sektor. Sie belegen einmal mehr, dass der durchaus zukunftsträchtige Bereich rund um dezentrale Finanzdienstleistungen derzeit noch in vielerlei Hinsicht in den Kinderschuhen steckt.
Wer in diesem Bereich investiert oder involviert ist, muss sich des hochspekulativen Charakters und den damit verbundenen Risiken bis hin zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals bewusst sein.
Immerhin: Auf den Krypto-Gesamtmarkt und den Bitcoin als digitale Leitwährung hatte der Horizon-Hack zunächst keine negativen Auswirkungen. Am Freitag gib es zeitweise sogar um mehr als vier Prozent nach oben.
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