Großbritannien hat eine vierte Welle. Das Coronavirus breitet sich immer stärker aus, verantwortlich dafür ist vor allem die neuartige Delta-Variante. Die Regierung von Premier Boris Johnson hat die Aufhebung aller Restriktionen daher verschoben. Am 19. Juli sollen aber stand jetzt alle Einschränkungen fallen. Unter Druck gerät jetzt auch die Aktie von Barclays.
Nach dem starken Anstieg im ersten Quartal hat der Kurs der Barclays-Papiere in den letzten vier Wochen rund acht Prozent eingebüßt. Anleger fürchten zunehmend die wirtschaftlichen Folgen des starken Anstiegs der Neuinfektionszahlen, obwohl in Großbritannien bereits 50 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft sind. Gestern kam es zudem zu einer Rotation an der Wall Street von zyklischen Aktien wie Bankwerten hin zu Tech-Papieren. Das setzte auch in Europa Bankaktien unter Druck.
Stark unterbewertet
Grundsätzlich ist Barclays nach wie vor hervorragend aufgestellt mit seinem diversifizierten Geschäftsmodell. Die Bewertung ist mit einem 21er-KGV von 8 gering – der Schnitt der Peers in Europa beläuft sich auf 12. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,5 deutet ebenfalls eine Unterbewertung an. Branchenweit liegt die Kennzahl nämlich bei 0,7.
Kaufempfehlung von Goldman
Auch viele Analysten sind positiv gestimmt: Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Einstufung für Barclays vor der Berichtssaison zum zweiten Quartal auf „Buy“ mit einem Kursziel von 260 britischen Pence belassen. Im ersten Quartal habe das Kreditgeschäft europäischer Banken positiv überrascht, am Markt sei dies aber schnell der Skepsis gewichen, schrieb Analyst Jernej Omahen in einer Branchenstudie. Der Experte glaubt jedoch, dass sich diese Entwicklung auch im zweiten Quartal wieder zeigen wird und hob daraufhin für die Sektorwerte seine Gewinnschätzungen an.
Auch Credit Suisse rät zum Einsammeln
Zum Kauf rät auch die die Schweizer Bank Credit Suisse. Sie hat das Kursziel für Barclays vor den am 28. Juli erwarteten Quartalszahlen von 217 auf 218 Pence angehoben und die Einstufung auf „Outperform“ belassen. Die Ergebnisse dürften von einer verbesserten Asset-Qualität charakterisiert sein, so Analyst Omar Keenan. Er hob seine Schätzung für den verteilbaren Gewinn 2021 wegen höherer Rückstellungsauflösungen an.
Auch DER AKTIONÄR ist mittelfristig überzeugt von der Aktie, rät Anlegern aber das Chartbild genau zu beobachten. Aktuell pendelt der Kurs um den GD100 bei 177 britischen Pence. Gelingt hier der Ausbruch, wäre das ein Kaufsignal. Der Stopp verbleibt bei 1,80 Euro.