Berichte über Allianzen im Wettbieten um die Aufzugssparte von ThyssenKrupp haben der Aktie des Industriekonzerns am Mittwoch einen Kurssprung beschert. Nach wie vor gibt es zahlreiche Interessenten, doch auch ein Börsengang ist noch immer nicht vom Tisch. DER AKTIONÄR gibt einen Überblick über die drei Optionen.
Als Plan A wird trotz aller Verkaufsfantasie weiter der Börsengang vorangetrieben. Das hat einen klaren Vorteil: Die ertragsstarke Konzernperle verbleibt im Konglomerat. ThyssenKrupp profitiert dann von künftigen Erfolgen und potenziellen Dividenden. An der Börse wäre ThyssenKrupp Elevator sicher gefragt – auch wenn die Mutter die Mehrheit behält, dürfte zumindest ein MDAX-Konzern entstehen.
Parallel zu den Vorbereitungen des Börsengangs werden erhaltene Angebote potenzieller Interessenten geprüft.
Intern dürfte ThyssenKrupp inzwischen aber einen Verkauf bevorzugen. Die Elevator-Sparte dürfte so eine höhere Bewertung erfahren – kurzfristig kommt also mehr Geld in die klammen Kassen. Das ist notwendig, um die hohen Schulden und Pensionsverpflichtungen zu bedienen und die verbleibenden Sparten aus der Krise zu führen und wieder auf Vordermann zu bringen. Für ThyssenKrupp gibt es zwei Varianten.
Zahlreiche Finanzinvestoren sind an den Aufzügen interessiert. Brookfield Asset Management, Blackstone und Carlyle oder Advent, Cinven und Abu Dhabi könnten Angebote für das wachstumsstarke Geschäft abgeben. ThyssenKrupp müsste dann keine aufwendige kartellrechtliche Prüfung befürchten und könnte sich wie gewünscht über schnelles Geld freuen.
Doch auch Wettbewerber wie Kone oder Hitachi dürften ihren Hut in den Ring werfen. Hier wären hohe Synergieeffekte möglich – entsprechend wäre voraussichtlich ein höherer Verkaufspreis zu erzielen. Allerdings hat ThyssenKrupp bei der abgesagten Stahlfusion mit Tata Steel schlechte Erfahrungen mit den Wettbewerbshütern gemacht. Es erscheint fraglich, ob der Konzern dieses Risiko erneut eingehen will – zumal bei einer Prüfung viel Zeit verstreichen würde. Zeit, die das kriselnde Konglomerat nicht hat.
Nach wie vor ist offen, welche Option die neue Konzernchefin Martina Merz wählen wird. Doch so oder so dürfte der Verkauf zeigen, wie werthaltig die Tochter wirklich ist. Gerechnet wird mit einer Bewertung, die etwa dem doppelten des gesamten Konglomerats entspricht. Anleger setzen darauf, dass sich diese Bewertungslücke verringert und lassen die Gewinne laufen.