Ein Medienbericht schürt zu Wochenbeginn die Spekulationen um einen Einstieg des Staats bei der Marinesparte von Thyssenkrupp. Am Markt kommt das aber nicht gut an, die Aktie notiert mit einem Minus von rund zwei Prozent am MDAX-Ende – vor allem, da sie ex-Dividende (15 Cent je Aktie) gehandelt wird. Entsprechende Spekulationen sind allerdings auch nicht neu.
Laut Handelsblatt prüft die KfW derzeit im Auftrag der Bundesregierung eine Beteiligung an Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS). Bis Ende März soll demnach ein Ergebnis vorliegen. Letztlich könnte TKMS sogar komplett unter die Kontrolle des Staats kommen.
Thyssenkrupp will sich bereits seit Jahren von den Werften trennen. Da die Auftragslage angesichts des Ukraine-Kriegs deutlich angezogen hat und etwa neue Schiffe für die Bundeswehr produziert werden, könnte ein Verkauf nun aber erfolgversprechender sein.
Auch die Nummer 2 in Deutschland, die Lürssen-Gruppe, will ihr Marinegeschäft verkaufen – ein Zusammenschluss mit TKMS wird immer wieder diskutiert. Ein Einstieg des Bundes könnte hier der Wegbereiter sein. Das Handelsblatt berichtet, dass sich Thyssenkrupp zunächst einmal eine 25,1-Prozent-Beteiligung des Bundes vorstellt. Dieser könnte dafür 100 bis 200 Millionen Euro zahlen. Das wäre ein deutlicher Abschlag auf den eigentlichen Preis, hat aber einen zentralen Hintergrund.
Ohne Staatsbeteiligung ist eine Abspaltung kaum möglich. Denn: Die Werften sichern Kunden beim Auftragseingang milliardenschwere Garantien zu, um die Fertigstellung der Boote zu sichern. Bis zu acht Milliarden Euro könnten diese bei TKMS laut dem Bericht betragen. Für Finanzinvestoren ist dies kaum wirtschaftlich zu stemmen. Der Bund dagegen wäre als Miteigner stark und vertrauenswürdig genug, dass wichtige Kunden wie Israel oder Norwegen wohl auf die Garantien verzichten würden.
Die Thyssenkrupp-Aktie kann am Montag nicht von dem Bericht profitieren. Ein Einstieg des Bundes könnte mittelfristig zwar durchaus positiv wirken. Angesichts des schwachen Chartbilds drängt sich ein Einstieg beim MDAX-Konzern aber nicht auf.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Thyssenkrupp.