Die Kursentwicklung von ThyssenKrupp konnte in den vergangenen Wochen auf ganzer Linie überzeugen. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Konzern nach wie vor mit vielen Problemen zu kämpfen hat. Einem immer wieder geforderten Staatseinstieg erteilte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet nun erneut eine Absage.
„Eine Landesbeteiligung sehe ich derzeit nicht", sagte er am Donnerstag bei einer Online-Veranstaltung des Handelsblatts. Wenn sich das Land an dem Unternehmen beteilige, werde „das Geschäftsmodell dadurch nicht besser“. Die IG Metall hatte sich wiederholt für einen Einstieg des Staates bei ThyssenKrupp stark gemacht.
Es sollte eine Lösung gesucht werden, bei der „entweder das Unternehmen aus eigener Kraft oder mit einem Partner, was natürlich noch besser wäre, die eigene Zukunft vorbereitet“, sagte Laschet weiter. Der Staat werde dabei helfen, „dass das Unternehmen auch mit dem Stahl in seiner Substanz erhalten bleibt“, versicherte der Ministerpräsident. Laschet ist Mitglied des Kuratoriums der Krupp-Stiftung, dem größten Einzelaktionär von ThyssenKrupp.
ThyssenKrupp hatte im vergangenen Monat die Verkaufsverhandlungen mit der britischen Liberty-Steel-Gruppe beendet. „Die Entscheidung des Managements war richtig, wir können beruhigt sein“, sagte Laschet mit Blick auf die angeschlagene Bremer Greensill Bank. Die Finanzaufsicht Bafin hatte der Bank die Geschäfte verboten, weil sie nicht den Nachweis über die Existenz von bilanzierten Forderungen erbringen konnte, die sie von der GFG Alliance Group angekauft hat. Zu GFG gehört Liberty Steel.
Die Politik bleibt bei ihrer Linie, Anleger sollten deshalb nicht mit einem Staatseinstieg rechnen. ThyssenKrupp muss den Wandel der Stahlbranche und den Aufbau einer Wasserstoff-Industrie selbst stemmen. Das birgt Risiken, ist aber durchaus möglich. Spekulative Anleger setzen deshalb weiter auf steigende Kurse.
Mit Material von dpa-AFX