Im schwachen Marktumfeld rutscht die Aktie von ThyssenKrupp wieder deutlich ab. Ausschlaggebend für das Minus von mehr als 15 Prozent ist vor allem ein Pressebericht, nach dem die Milliarden aus dem Verkauf der Aufzugssparte durch die Corona-Krise weniger stark in den Umbau des angeschlagenen Konzerns investiert werden können als geplant.
„Mittelfristig werden die Corona-bedingten Liquiditätsabflüsse aller Voraussicht nach dazu führen, dass der finanzielle Spielraum aus dem Verkauf des Aufzuggeschäfts weitaus geringer als ursprünglich angenommen sein wird“, zitiert das Handelsblatt aus einem Brief des Vorstands an die Mitarbeiter. Weiter heißt es demnach: „Wir bereiten Lösungswege dafür vor."
Der Brief dürfte im Zusammenhang mit einer kolportierten, umfangreichen Unterstützung vom Staat stehen. So habe sich der Konzern bei der KfW Bankengruppe einen Kredit von rund einer Milliarde Euro gesichert, wie es am Donnerstag aus in Unternehmenskreisen geheißen hatte.
So benötigt der in großen finanziellen Schwierigkeiten steckende Konzern die Staatshilfe, um die Zeit bis zum Eingang der Gelder aus dem Verkauf seiner Aufzugssparte zu überbrücken. ThyssenKrupp hatte seinen profitabelsten Geschäftsteil für 17,2 Milliarden Euro an ein Konsortium von Finanzinvestoren verkauft. Für den Vollzug des Geschäfts fehlen noch Genehmigungen der Kartellbehörden. Konzernkreise erwarten, dass das Geld im Sommer fließen kann.
ThyssenKrupp will mit dem Geld aus dem Verkauf eigentlich Schulden abbauen und den Konzernumbau finanzieren. Das Konzept für die neue Strategie will der Vorstand dem Aufsichtsrat im Mai vorstellen.
Der jüngste Ausbruch hat sich mit dem heutigen Abverkauf als Bullenfalle erwiesen. DER AKTIONÄR bleibt dabei: Das Umfeld ist für den ohnehin schwer kriselnden Industriekonzern mehr als schwierig. Das Geld für den Verkauf der Aufzüge dürfte für die Schuldentilgung, die Deckung der Pensionsverpflichtungen und die Folgen der Corona-Krise bereits weitgehend verplant sein. Dringend benötigte Investitionen könnten deshalb zu kurz kommen. Ob der Turnaround gelingt, bleibt fraglich. Anleger sollten das Risiko nicht eingehen und weiterhin nicht zugreifen.
Mit Material von dpa-AFX