80 Prozent Verwässerung? Nein, danke! Nach der Hauptversammlung haben Steinhoff-Anleger nun innerhalb weniger Wochen zum zweiten Mal einen Quasi-Enteignungsvorschlag abgelehnt. Dieser war diesmal im Zuge eines Restrukturierungsverfahrens (WHOA) vorgelegt worden. Somit bleibt es spannend rund um die von einem Milliarden-Bilanzskandal schwer erschütterte Retail-Holdinggesellschaft.
Von Gläubiger-Seite gab es erwartungsgemäß volle Zustimmung für den Vorschlag, der sehr dem zuvor auf der Hauptversammlung abgelehnten Ansinnen entsprach (siehe weiterführende Beiträge am Artikel-Ende). Unter den Anlegern stimmten dagegen nur zehn Prozent für den Vorschlag.
Im nächsten Schritt wird Steinhoff eigenen Angaben zufolge nun prüfen, ob beim Gericht eine Bestätigung des WHOA-Plans beantragt wird. Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) hat unterdessen einen Antrag bei Gericht auf Bestellung eines Sanierungsexperten eingereicht. Die Anhörung dazu findet voraussichtlich am 1. Juni statt.
In wenigen Wochen wird sich zudem entscheiden, ob ablaufende Kreditlinien von den Gläubigern doch noch verlängert werden. Anderenfalls droht sowohl Anlegern als auch Gläubigern ein Verlust, wenn es zu einer Zerschlagung Steinhoffs kommen sollte.
Steinhoff hatte zwar die Abstimmung recht kurzfristig und unter zunächst etwas unklaren Bedingungen angesetzt, aber am Endeffekt kommt die sehr ablehnende Haltung der Anleger zum Quasi-Enteignungsvorschlag nicht überraschend. Da beide Gläubiger-Gruppen für den Vorschlag gestimmt haben, könnte das niederländische Gericht die Ablehnung der Anleger wohl überstimmen.
Inwiefern das tatsächlich passieren wird, lässt sich freilich kaum sagen. Schließlich ist fragwürdig, warum Anleger gegenüber Gläubigern, die teils bereits gut verdient haben und bislang praktisch nichts zu einer Gesundung Steinhoffs beigetragen haben, so stark benachteiligt werden sollten. Zumal zumindest ein Gutachten im Auftrag der SdK zu dem Schluss gekommen ist, dass Steinhoffs Assets mehr wert als die gut zehn Milliarden Euro Schulden sind.
Es bleibt ein zäher Prozess. Auf Wochensicht steht derzeit zwar ein ordentliches Plus bei der 1-Cent-Aktie, schon auf Monatssicht sieht die Sache aber wieder anders aus. Das Totalverlustrisiko ist hoch.