Anleger brauchen seit Jahren Nerven aus Stahl bei der Aktie von Snap: Das Papier hat gestern im US-Handel ein neues Jahreshoch erreicht. Das liegt an einer verbesserten Werbefunktion, die Anzeigen nun automatisch mit neuen Produktinfos aktualisieren kann. Die begonnene Rallye stoppt wegen einer Entscheidung aber prompt – am Tagesende verliert die Aktie am Mittwoch bis zu 2,4 Prozent.
Nachdem sich US-Präsident Donald Trump mit Twitter angelegt hat (DER AKTIONÄR berichtete), hat auch Snap reagiert. Das Profil von Trump – mit circa 1,5 Millionen Abonnenten – wird auf Snapchat nicht mehr prominent im Empfehlungsbereich der App hervorgehoben. Der Konzern betont aber, dass das Profil erhalten und nicht eingeschränkt wird. Zur Entfernung aus den Empfehlungen hat der Konzern aber eine allgemeine Stellungnahme veröffentlicht.
Wir werden Stimmen, die zu rassistischer Gewalt und Ungerechtigkeit aufstacheln, nicht dadurch verstärken, dass wir ihnen kostenlose Werbung über Empfehlungen geben. Gewalt und Ungerechtigkeit haben in unserer Gesellschaft keinen Platz, und wir stehen mit allen zusammen, die für Frieden, Gleichheit und Gerechtigkeit in Amerika einstehen.
Damit positioniert sich der Konzern und springt Twitter bei, die insgesamt drei Tweets von Trump als problematisch kennzeichneten, was eine neue präsidiale Verordnung nach sich zog. Nun hat Snap ebenfalls den Unmut des Präsidenten auf sich gezogen, der Vorwurf: Wahlmanipulation und Zensur. Der größte Konkurrent Facebook hat indes dieselben Beiträge ohne Kennzeichnung online stehen lassen. Man dürfe als soziales Medium keine „Bevormundung“ betreiben, so Mark Zuckerberg.
Gerade bei der jungen, wahlberechtigten Generation ist Snapchat beliebter als Facebook – die 18-24-Jährigen machen 39 Prozent der Nutzer aus (bei Facebook 24 Prozent, Tendenz sinkend). Demzufolge handelt Snap nach dem Willen der Nutzer – für die Anleger ist der Krieg der Social-Media-Konzerne mit dem US-Präsidenten aber eine Hiobsbotschaft. Mutige Trader können das Momentum der Aktie von Snap nutzen und auf sinkende Kurse setzen. Langfristig orientierte Anleger bleiben beim direkten Konkurrenten Facebook mit seiner Plattform Instagram.