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Foto: Joerg Mettlach, RWE AG,Joerg Mettlach
01.09.2019 Maximilian Völkl

RWE: "Das ist nur eine Momentaufnahme"

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RWE

Die Aktie von RWE zählt im laufenden Jahr zu den stärksten Werten im DAX. Starke Zahlen, eine Prognoseanhebung und der bevorstehende Innogy-Deal haben der Versorger auf ein neues Mehrjahreshoch getrieben. DER AKTIONÄR hat exklusiv bei Finanzchef Markus Krebber nachgefragt, wie die Zukunft des Konzerns aussehen soll.

Herr Krebber, beim Nettoergebnis wurde die Prognose für das Gesamtjahr bereits zum Halbjahr deutlich übertroffen: Wird das zweite Halbjahr so schwierig oder ist unter Umständen sogar eine weitere Prognoseanhebung denkbar?

Markus Krebber: Wir haben das erste Halbjahr mit einem sehr guten Ergebnis abgeschlossen, was dazu geführt hat, dass wir Ende Juli unseren Ausblick für das Geschäftsjahr 2019 nach oben angepasst haben. Die erfreuliche Entwicklung beruht auf der außergewöhnlich guten Ertragslage unseres Handelsgeschäfts. Die übrigen Unternehmensbereiche haben sich im Rahmen unserer ursprünglichen Erwartungen entwickelt. Der derzeitige Ausblick gibt unsere aktuelle Einschätzung wider. Ob es im Laufe des zweiten Halbjahres zu einer weiteren Anpassung des Ausblicks kommt, kann man zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen.

Wirken sich die verstärkten Klimaproteste sowie -bemühungen der Politik bereits auf das Ergebnis aus? Sind drastischere Folgen für den Bereich Braunkohle & Kernenergie zu befürchten?

Die Energiewirtschaft in Deutschland ist bei der CO2-Minderung deutlich weiter als andere Sektoren. Sie wird ihre Ziele für 2020 erreichen, vermutlich sogar übererfüllen. RWE hat dazu kräftig beigetragen und den Treibhausgasausstoß konsequent gesenkt – von 2012 bis 2018 um 60 Millionen Tonnen, also etwa 34 Prozent. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von 30 Millionen Autos pro Jahr. Damit waren wir unter den DAX-Konzernen Spitzenreiter. Werden die Vorschläge der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ 1:1umgesetzt, was wir unterstützen, nimmt unser CO2-Ausstoß weiter ab. Das wird uns eine Menge abverlangen – aber wir sind dazu bereit.

Wie stark macht sich der Preisanstieg bei den CO2-Zertifikaten in der Bilanz bemerkbar?

Wir haben uns bezüglich der Kosten für CO2-Emissionsrechte frühzeitig abgesichert, so dass sich Preisschwankungen für uns bis Mitte der 2020er Jahre neutral auswirken. Steigende CO2-Preise spiegeln sich zwar in den Kosten wider, aber im gleichen Umfang auch in den Erlösen, da die Strompreise von den CO2-Preisen beeinflusst werden.

Wir sind zuversichtlich, dass das Verfahren im September abgeschlossen wird.

zum Innogy-Deal

Gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse, dass die EU-Behörden den Innogy-Deal erlauben?

Wir sind zuversichtlich, dass das Verfahren im September abgeschlossen wird. Bei RWE bereiten wir uns mit Hochdruck auf die Integration der Erneuerbaren-Sparten von E.ON und Innogy vor. Der Rahmen für die RWE Renewables ist definiert, die Führungsmannschaft benannt und die Integration der Mitarbeiter von E.ON und Innogy im Rahmen der kartellrechtlichen Möglichkeiten vorbereitet. Alle Beteiligten freuen sich schon darauf, in der neuen Struktur endlich loslegen zu können.

Der Kohleausstieg bleibt ein entscheidendes Thema. Es geht um die Höhe möglicher Entschädigungen. Im Raum stehen noch immer die Forderungen von CEO Rolf Martin Schmitz über 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro je Gigawatt. Gibt es hier bereits neue Erkenntnisse?

Die Gespräche mit der Bundesregierung über die für RWE besonders wichtigen Vorschläge im Braunkohlebereich laufen. Wir hoffen, dass es zügig zu konkreten Ergebnissen kommt, die Planungssicherheit schaffen. Das wäre gut für unser Unternehmen, unsere Beschäftigten und die betroffenen Regionen. Über die Details zum Stand der Gespräche haben wir Vertraulichkeit vereinbart.

Gaskraftwerke werden durch den Kohleausstieg für die Versorgungssicherheit immer wichtiger. Sind auf dieser Seite bereits positive Effekte bemerkbar?

Wir sehen eine Erholung bei unseren Gaskraftwerken, die deutlich stärker nachgefragt werden als noch vor drei oder vier Jahren. In diesem Sommer gab es einige Wochen, in denen aufgrund der extrem niedrigen Gaspreise und der aktuell höheren CO2-Preise Gaskraftwerke bereits günstiger Strom produzierten als Stein- oder Braunkohlekraftwerke. Dieser sogenannte „fuel switch“ wird nach unserer Einschätzung anhalten, vor allem im Sommer. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Schon mit Blick auf den kommenden Winter sieht die Situation wieder anders aus und es ist mit wieder erhöhtem Einsatz der Kohlekraftwerke zu rechnen.

Auf mittlere Sicht werden infolge der Umsetzung der Kommissionsvorschläge und des Ausstiegs aus der Kernenergie Gaskraftwerke eine immer stärkere Rolle spielen. Sie können flexibel einspringen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Außerdem werden sie benötigt, um das Stromnetz stabil zu halten. Hier sind wir mit unserer großen Gasflotte gut aufgestellt.

Das Portfolio Erneuerbarer Energien unter dem Dach von RWE wird rund neun Gigawatt umfassen.

zur "grünen Zukunft" von RWE

Ist künftig eine Abspaltung der konventionellen Kraftwerke eine Option, um die Altlasten offenzulegen und dem Neugeschäft ein höheres Bewertungsmultiple zu ermöglichen? Dann wären auch „grünere“ Investorengruppen für das künftige Geschäft denkbar.

Wir sind mit der Aufstellung, so wie sie nach der Umsetzung der Transaktion mit E.ON aussehen wird, sehr zufrieden. Sie bietet uns die Chance, mit einem breiten Portfolio aus konventionellen und erneuerbaren Anlagen sauberen und sicheren Strom zu produzieren – unterstützt von einem leistungsfähigen Handelshaus. Mit der Transaktion wird RWE zum zweitgrößten Offshore-Windparkbetreiber und gehört dann zu den global führenden Erzeugern von Erneuerbarer Energie. Das Portfolio Erneuerbarer Energien unter dem Dach von RWE wird rund neun Gigawatt umfassen. Gleichzeitig sind wir schon heute mit unserer Flotte an Gaskraftwerken die Nr. 4 in Europa. Mit dieser „neuen RWE“ wollen wir international erfolgreich agieren. Das trauen uns viele Investoren offenbar zu, wie der Blick auf die Entwicklung unseres Aktienkurses zeigt.

Vielen Dank für Ihre Zeit und für das Interview, Herr Krebber.

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