Der amerikanische Video-On-Demand Riese Netflix hat gestern Abend nachbörslich seine Zahlen zum zweiten Quartal veröffentlicht. Obwohl der Gewinn die Analystenerwartungen übertraf, stürzte das Papier um über zehn Prozent ab. Was sind Gründe?
Starke Performance, aber...
Netflix fuhr im zweiten Quartal einen Gewinn von 40,8 Millionen Dollar gegenüber 26,3 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum ein. Der Gewinn je Aktie betrug somit neun Cent. Analysten hatten im Schnitt nur mit drei Cent gerechnet. Der Umsatz lag mit 2,1 Milliarden Dollar dagegen im Rahmen der Erwartungen. Klar enttäuscht hat allerdings die Neukundenentwicklung.
Wachstum schwächt sich ab, Konkurrenzdruck steigt
Analystenschätzungen waren davon ausgegangen, dass Netflix von April bis Juni 2,5 Millionen neue Nutzer gewinnen könne. Tatsächlich entschieden sich nur 1,7 Millionen für das Angebot des Unternehmen. Besonders bitter verlief die Neukundengewinnung im heimischen Markt. Statt 500.00 Neukunden schalteten bei Netflix nur 160.000 ein. Netflix-Chef Red Hastings bezeichnete die kürzlich durchgeführten Preiserhöhungen als Hauptgrund für das Debakel. Das Unternehmen werde dadurch aber einen höheren Umsatz einfahren, so Hastings. Experten sehen die Preissetzungsmacht des Konzerns sinken. Zudem machen sie die zunehmende Konkurrenz durch Amazon Prime Video und Hulu für die Entwicklung verantwortlich.
Ausblick verheißt wenig gutes
Dass der negativen Neukundengewinnung an der Börse so viel Bedeutung beigemessen wird, liegt auch daran, dass Netflix seit Jahresbeginn mit Ausnahme von China und Korea weltweit nutzbar ist. Die Unternehmensprognosen für das laufende Quartal mit 2,3 Millionen neuen Nutzernstimmen sind leider auch nicht positiv zu sehen, da Analysten bisher noch von 3,5 Millionen ausgingen.
Netflix verkaufen
Die Schätzungen der Experten hinsichtlich der weiteren Unternehmensentwicklung dürften deshalb zeitnah überarbeitet werden. Das mit derzeit knapp 180 hohe KGV dürfte somit weiter steigen, wenn die Analysten ihre Gewinnerwartungen senken. Zudem sind durch den Kurssturz die 90-Tage-Linie sowie die 38-Tage-Linie gerissen worden. DER AKTIONÄR empfiehlt weiterhin einen Verkauf der Papiere.