Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re hat im vergangenen Jahr trotz hoher Katastrophenschäden sein Gewinnziel übertroffen. Dank der gestiegenen Zinsen und anderer Sondereffekte stand unter dem Strich ein Gewinn von gut 3,4 Milliarden Euro – 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und 100 Millionen mehr als angepeilt.
Für 2023 nimmt sich Vorstandschef Joachim Wenning weiterhin einen Überschuss von vier Milliarden Euro vor, wie der DAX-Konzern am Donnerstag in München mitteilte. Höhere Preise im Rückversicherungsgeschäft sollen die inflationsbedingt steigenden Schadensummen mehr als ausgleichen.
An der Börse wurden die Nachrichten allerdings am Donnerstag mit Gewinnmitnahmen quittiert. Diese konnten aber rasch wieder aufgeholt werden.
Branchenexperte Philip Kett vom Analysehaus Jefferies bescheinigte der Munich Re eine bemerkenswerte Leistung. Sie habe in einem Jahr mit dem zweitteuersten Wirbelsturm der Geschichte und einem Krieg in Europa ihr Gewinnziel übertroffen und eine Eigenkapitalrendite von 13,5 Prozent erreicht. Sein Kollege Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan sprach von einem guten Ergebnis in einem "zweifelsohne schwierigen Jahr". Der Kursrückgang vom Donnerstag war für ihn keine Überraschung. Schließlich hatte die Aktie im vergangenen Jahr um rund 17 Prozent zugelegt, während es mit dem Gesamtmarkt abwärts gegangen war.
Die Privatbank Berenberg hat das Kursziel für Munich Re nach den Jahreszahlen von 324 auf 365 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen. Der Rückversicherer sei beständiger denn je, schrieb der ab sofort zuständige Analyst Tryfonas Spyrou in einer am Freitag vorliegenden Studie. Die Aktie habe am Berichtstag negativ reagiert auf Details der Vertragserneuerungsrunde – ein Argument, das er nicht teile. Die Aussichten von Munich Re verbesserten sich mit der Zuversicht, das Nettogewinnziel von vier Milliarden Euro zu erreichen.
Nach dem starken Verlauf der Aktie in den vergangenen Monaten setzten am Donnerstag bei Munich Re Gewinnmitnahmen ein, die Aktie konnte sich aber schnell stabilisieren. Am heutigen Freitag präsentiert sich das Papier mit 0,6 Prozent im Plus bei 320,40 Euro. Insgesamt bleibt aber das Chartbild gut, die Aussichten stimmen. DER AKTIONÄR ist zuversichtlich, dass die Aktie bald erneut Kurs auf das Allzeithoch bei 397,73 Euro nimmt.