Bei Infineon haben seit der Veröffentlichung der Quartalszahlen die Bären das Zepter wieder in der Hand. Die jüngste Entwicklung im Handelsstreit zwischen den USA und China spielt den Pessimisten in die Karten. Angesichts der ungewissen Geschäftsperspektiven bleibt fraglich, wann sich die Nachfrage bei dem Chiphersteller wieder erholt – oder ob die viel zitierte Talsohle noch gar nicht durchschritten ist.
Die endgültigen Zahlen brachten bei Infineon nach der bereits zuvor veröffentlichten Umsatz- und Gewinnwarnung wenig neue Erkenntnisse. Die Prognosen wurden erneut bestätigt:
Ein Wachstumstreiber soll bei Infineon die Autoindustrie bleiben. In Fahrzeugen werden immer mehr Halbleiter und Sensoren verbaut, etwa für Fahrerassistenzsysteme. Die Autosparte soll weiter schneller wachsen als die zweitgrößte Sparte (PMM), die Chips für die Stromversorgung, Mobilfunk-Infrastruktur und Smartphones liefert.
Infineon erwirtschaftet mit seiner Automotive-Sparte fast die Hälfte des Umsatzes. Aber die Autoverkäufe im größten Markt China sind in den letzten Monaten stetig zurückgegangen. Daher wachsen die Lagerbestände.
Im zweiten Quartal zog der Umsatz der Autosparte im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent auf 875 Millionen Euro an - und damit nicht so stark wie der PMM-Erlös. Damit zeigt die Automotive-Sparte trotz des Earnings-Beat keine Anzeichen für eine Erholung.
Die künftige Geschäftsentwicklung lässt sich vorerst nur schwer einschätzen. Die Lager der Kunden sind größtenteils gut gefüllt. Weitere Korrekturen der Lagerbestände dürften den Bären in die Karten spielen. Eine zufriedenstellende Einigung im Zollstreit dürfte dagegen die Bullen wieder zurück ins Spile bringen.
Die Aktie ist mit dem verschärften Ton im Handlesstreit wieder unter Druck geraten. Für einen Auf- oder Ausbau einer Position sollten Anleger versuchen, sich im Bereich zwischen 17 und 18 Euro gestaffelt zu positionieren.