Trotz aller Krisenherde sah sich Infineon zuletzt auf Kurs. Frische Wasserstandsmeldungen gibt es spätestens Anfang August mit den Zahlen für das dritte Geschäftsquartal 2021/22. Im Vorfeld melden sich immer mehr Analysten zu Wort. Berenberg hat das Kursziel nach einer Umfrage in der Halbleiterbranche von 48 auf 31 Euro gesenkt, die Kaufempfehlung aber bestätigt.
Die meisten Befragten rechneten mit einem Nachlassen der Halbleiterknappheit in diesem Jahr, so Analystin Tammy Qiu. Sie wollten zukünftig größere Lagerbestände vorhalten. Mit stornierten Aufträgen sei in den kommenden Monaten nicht zu rechnen.
Bei Infineon sind die Orderbücher prall gefüllt. Der Auftragsbestand von über 30 Milliarden Euro entspricht dem Umsatzvolumen von mehr als zwei Geschäftsjahren. Vor allem der Megatrend Elektromobilität sorgt für eine steigende Nachfrage.
Infineon habe mit steigenden Lagerbeständen und Input-Kosten zu kämpfen, auch wenn die längerfristigen Aussichten gut seien, so die Analystin.
Das passt es ins Bild, dass Bosch gestern anlässlich des Bosch Tech Day in Dresden angekündigt hat, weitere Milliarden in sein Halbleiter-Geschäft zu investieren. „Wir wappnen uns auch im Interesse unserer Kunden für eine unvermindert wachsende Chip-Nachfrage“, so Stefan Hartung, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung. Bosch gilt als führendes Unternehmen, das Halbleiter sowohl für Automobilanwendungen als auch für die Konsumentengüter-Industrie selbst entwickelt und produziert.
Ebenfalls positiv: Die beiden Chip-Riesen STMicroelectronics und GlobalFoundries wollen rund 5,7 Milliarden Euro in ein neues Halbleiterwerk in Frankreich investieren. Das neue Werk solle bis 2026 seine volle Kapazität erreichen und einen wichtigen Beitrag leisten zu den Zielen des European Chips Act, dazu gehört, dass Europa bis 2030 ein Fünftel der weltweiten Halbleiterproduktion abdeckt.
DER AKTIONÄR hält an seiner grundlegend positiven Einschätzung fest: Anleger mit Weitblick bewahren Ruhe. Der Vorstand hat seien Hausaufgaben gemacht. Können sich DAX und Co weiter stabilisieren und fokussieren sich die Investoren wieder auf die fundamentalen Aussichten des Chipherstellers, dürfte sich die Aktie weiter stabilisieren und im Anschluss eine Gegenbewegung einleiten – und zumindest wieder Kurs auf die 30-Euro-Marke nehmen.
(Mit Material von dpa-AFX)