Der vergangene Winter war keine gute Zeit für den Modehandel in den deutschen Einkaufsstraßen. Nach den regelmäßigen Branchenumfragen des Fachblattes Textilwirtschaft lagen die Umsätze des klassischen Modehandels seit Oktober Monat für Monat deutlich unter dem Vorjahresniveau. Doch könnte alles noch schlimmer werden.
Der Handel fürchtet, dass die Coronaviruskrise eine Insolvenzwelle im Textil-, Schuh- und Lederwarenhandel auslösen könnte.
Die Handelsverbände Textil (BTE), Schuhe (BDSE) und Lederwaren (BLE) warnten in dieser Woche vor dem Risiko eines bundesweiten Nachfrageeinbruchs durch das Coronavirus und nannten die Gefahr einer „Schließungswelle speziell im stationären Modehandel".
Die Modebranche jedenfalls fürchtet selbst eine vorübergehende Kaufzurückhaltung der Kunden. Schließlich könne der Handel Hosen oder Schuhe aus der Frühjahrskollektion, schon im Sommer kaum noch verkaufen - und wenn, dann nur mit erheblichen Preisnachlässen.
„Wir haben im Modehandel noch immer die Erfahrung gemacht, dass ein verlorener Konsum nicht nachgeholt wird", beschreibt BTE-Präsident Steffen Jost das Dilemma der Modehändler.
Doch nicht nur ausbleibende Kunden drohen zum Problem der Branche zu werden. Auch ausbleibende oder verspätete Lieferungen können zu erheblichen Schwierigkeiten führen. Schließlich kam und kommt es in China durch das Virus zu Produktionsproblemen. China ist das mit Abstand wichtigste Lieferland für Mode.
Es gibt allerdings auch Stimmen, die vor einer Überdramatisierung warnen. Der Vorsitzende des Insolvenzverwalterverbandes VID, Christoph Niering, betonte im Gespräch mit der Textilwirtschaft, der Modehandel gehöre, was das Coronavirus angehe, nicht zu den „Kernrisikobranchen" wie etwa der Tourismus oder die Messebranche.
Doch räumte auch er ein, ein Anlass für Entwarnung sei das natürlich nicht. „Die Modebranche hat eh zu kämpfen. Da kann auch ein leichter Abschwung problematisch sein."
Genau diese Befürchtung hat derzeit offensichtlich auch der Markt. Die Aktie von Hugo Boss setzt am Freitag ihren Crash fort, fällt um 3,3 Prozent auf 27,09 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit 2010. Die Auswirkung der Krise auf Hugo Boss sind noch nicht abzuschätzen. Anleger sollten hier aber nicht in das fallende Messer greifen und die Aktie meiden.
(Mit Material von dpa-AFX)