Online-Gaming boomt. Studien zufolge spielen über drei Milliarden Menschen – das sind fast 40 Prozent der Weltbevölkerung. Auch jeder zweite Deutsche greift zumindest ab und an zu Konsole oder Tastatur und zockt Blockbuster wie „FIFA“ oder „Call of Duty“. Die Branche setzt rund 175 Milliarden Dollar um. Bis 2023 dürfte die 200-Milliarden-Marke geknackt werden. Ein Trend, von dem auch die in Auerbach in der Oberpfalz ansässige Cherry profitiert. Auch wenn ein Blick auf den Chart einen anderen Eindruck vermittelt.
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Die Gesellschaft hat sich mit ihren Peripherals – also Tastaturen, Mäusen und Headsets – und Switches einen Namen in der Gaming-Branche gemacht. Switches sind die Schalter unter den Buchstaben und Zahlen einer mechanischen Tastatur, die ein Signal weiterleiten, sobald eine Taste gedrückt wird. Zu den Kunden zählt mit Alienware (Gaming-Marke von Dell), Corsair und Logitech das Who’s who der Branche.
„Mit einem Marktanteil von rund 40 Prozent und mehr als 35 Jahren Erfahrung sind wir klarer Weltmarktführer für hochwertige mechanische Gaming-Switches“, so Vorstand Rolf Unterberger gegenüber dem AKTIONÄR. „Cherry-Schalter sind der Branchen-Benchmark.“ Dank Qualität made in Germany dominiert Cherry auch den wichtigen chinesischen Markt für Premium-Gaming-Tastaturen (Marktanteil: 36 Prozent).
Innovative Produkte
Immer mehr Gamer setzen auf hochwertige Produkte und sind auch bereit, entsprechend dafür zu bezahlen. Passend dazu hat Cherry mit einem ultraflachen, mechanischen Schalter im Notebook-Segment einen neuen Maßstab gesetzt. Das Wachstumspotenzial dieser Ultra-Low-Profile (ULP)-Switches ist enorm. Cherry agiert dabei auf absehbare Zeit als Monopolist. Neben der Dell-Gaming-Tochter Alienware werden im ersten Halbjahr 2022 weitere Premium-Laptop-Hersteller an Bord geholt. Mit zunehmendem Umsatzanteil wird sich auch das Margenprofil verbessern.
Weitere Standbeine
Aber auch das klassische Büro-Equipment der Oberpfälzer ist gefragt: Homeoffice sei Dank! „Ähnlich wie im Gaming-Geschäft werden die Premium-Peripheriegeräte der Marke Cherry zunehmend von professionellen Autoren, Programmierern und Kreativen im Office-Bereich genutzt“, ergänzt Unterberger.
Die fortschreitende Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen ist ein weiterer Wachstumstreiber. „Wir sind einer von nur zwei qualifizierten Peripheriegeräteanbietern für den Aufbau einer sicheren Telematik-Infrastruktur für das deutsche Gesundheitssystem“, so der Vorstand. Hohe IT-Sicherheitsstandards sorgen für hohe Markteintrittsbarrieren. Der Umsatz (2021e: 20 Millionen Euro) dürfte daher deutlich über 50 Prozent pro Jahr wachsen und ebenfalls Margen über 40 Prozent abwerfen.
Lieferketten im Fokus
Trotz der Unsicherheiten in Bezug auf Lieferketten, insbesondere in China, sowie den aktuellen Schwankungen im Bestellverhalten von Kunden, sollen für das Gesamtjahr 170 Millionen Euro Umsatz und eine EBITDA-Marge von rund 30 Prozent zu Buche stehen. Für 2022 wird ein erneut zweistelliges Umsatzwachstum erwartet, das aber niedriger ausfallen dürfte als die 30 Prozent im Jahr 2021. Die Verschnaufpause beim Wachstum sollte mit dem jüngsten Kursrücksetzer von 30 auf 20 Euro aber eingepreist sein.
Und: Mit steigender Visibilität und Auflösung der Versorgungsengpässe dürfte der Vorstand hierzu im Frühjahr konkreter werden. Wichtig in diesem Zusammenhang: Kosteneinsparungen durch neue Produktionsanlagen sollten es dem Unternehmen ab Ende 2022 ermöglichen, den Personalbestand in der Produktion spürbar zu reduzieren, was weitere Effizienzgewinne ermöglicht.
Umschifft Cherry die kurzfristigen Hindernisse, liegen 2023 bei Umsätzen von mehr als 250 Millionen Euro wieder deutlich höhere EBITDA-Margen im Rahmen des Möglichen. Das 2021er-KGV könnte von 33 auf günstige 12 fallen.
Ein Blick auf den Chart zeigt: Zuletzt war bei Cherry noch ein größerer Verkäufer aktiv. Dieser Verkaufsdruck dürfte aber schon bald weichen. Erkennen die Investoren dann das mittel- und langfristige Potenzial der Aktie, dürfte sich der Kurs wieder von seinen Tiefstständen lösen. Das nächste Kursziel lautet dann 26 Euro. Die Analysten von Hauck Aufhäuser Lampe sehen die Aktie sogar erst bei 44 Euro fair bewertet. DER AKTIONÄR spekuliert im Real-Depot auf steigende Kurse bei Cherry.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 85 WpHG: Aktien von Cherry befinden sich im Real-Depot von DER AKTIONÄR.