Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat Gazproms Pipeline Nord Stream 2 erneut gegen Kritik verteidigt. Gefragt nach der Ablehnung des Projekts sagte die SPD-Politikerin am Donnerstag in Lubmin, sie halte nichts von Forderungen, das Projekt nicht weiter zu unterstützen. "Ich halte den Konfrontationskurs gegenüber Russland für gefährlich", sagte Schwesig, die zusammen mit Sergej Netschajew, dem russischen Botschafter in Berlin, die Gasanlandestation in Lubmin besuchte.
Schwesig sagte, man spreche selbstverständlich auch über die kritischen Punkte. "Aber ich bin nicht die Außenministerin von Deutschland, sondern die Ministerpräsidentin in diesem Bundesland". Zur gemeinsamen Partnerschaft gehöre auch, dass man verbindende Projekte voranbringe und dass mach auch über Meinungsverschiedenheiten offen spreche. "Das verstehe ich unter Dialog. Dialog ist nicht, dem anderen Unterstützung zu entziehen.
Botschafter Netschajew sagte, er gehe davon aus, dass die Pipeline noch 2021 fertiggestellt werde. Bei dem Gespräch mit Schwesig sei es vor allem um die regionale Zusammenarbeit, einen geplanten Russland-Tag Anfang Juni und Erinnerungskultur gegangen. Nach dem Besuch in Lubmin wollten Schwesig und Netschajew einen Soldatenfriedhof in Greifswald besuchen und im Rathaus eine Gedenktafel einweihen, die an die kampflose Übergabe der Stadt an die Rote Armee zum Ende des Zweiten Weltkrieges erinnert.
Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer warb für einen raschen Abschluss der Arbeiten an der umstrittenen Gas-Pipeline Nord Stream 2: "Wir sind als Deutschland darauf angewiesen, auch in Zukunft verlässlich Gaslieferungen aus Russland zu bekommen."
Die Chancen für eine Fertigstellung von Nord Stream 2 steigen. Dadurch dürfte Gazproms ohnehin enorme Marktmacht in Europa weiter zunehmen. Wegen der politischen Risiken sollten bei der mit einem KGV von 5 und einem KBV von 0,4 sehr günstig bewerteten Aktie aber nach wie vor nur mutige Anleger zugreifen (Stoppkurs: 3,90 Euro).
Mit Material von dpa-AFX