Seit dem vergangenen Jahr sind E.on und RWE keine direkten Rivalen mehr. Nach der Zerschlagung von Innogy deckt RWE die gesamte Palette der Stromerzeugung von den Erneuerbaren bis hin zu den konventionellen Energieträgern ab. E.on dagegen konzentriert sich auf Netze und Vertrieb. Beide Strategien machen Sinn – das Analysehaus Bernstein Research hat jedoch einen Favoriten.
Der Klimawandel bleibe in der Energiebranche der wichtigste Trend, schreibt Bernstein-Analystin Deepa Venkateswaran. Beide DAX-Versorger empfiehlt die Expertin zum Kauf, wobei E.on anhand des Kurspotenzials die Nummer 1 in ihrem Universum ist. Das Kursziel lautet 11,00 Euro. RWE sieht Venkateswaran bei 29 Euro fair bewertet – hinter E.on, National Grid, SSE und Iberdrola zählt die Aktie damit ebenfalls zu den Favoriten.
Ein derart eindeutiges Urteil zu fällen, erscheint angesichts der unterschiedlichen Strategien beider Konzerne inzwischen allerdings schwierig. Klar ist, dass der Umbau bei RWE deutlich radikaler ausfällt. Der größte Klimaverschmutzer Europas besinnt sich wieder auf Erneuerbare Energien, um auch in Zeiten der Energiewende eine Zukunft zu haben. Das birgt viele Herausforderungen, könnte sich langfristig aber auszahlen.
E.on ist dagegen die konservativere Wahl. Die Netze werfen konstante sowie lukrative Renditen ab und im Vertriebsgeschäft gibt es dank E-Mobilität, intelligenter Stromzähler oder neuartiger Lösungen wie der Solarcloud noch viel Potenzial. Allerdings dürften die Wachstumsraten aufgrund des regulierten Netzgeschäfts, das den Löwenanteil der Gewinne beisteuert, geringer sein.
Das Fazit des AKTIONÄR für die Energiebranche lautet deshalb. Sowohl E.on als auch RWE sind nach der Neuordnung der Branche wieder interessant. Anleger sollten beim Kauf je nach Risikoneigung entscheiden. RWE ist etwas spekulativer, E.on bleibt ein Dividendengarant für Konservative.