Dem US-Aktienmarkt ist am Donnerstag in den letzten beiden Handelsstunden die Luft ausgegangen. Die Kurse bröckelten peu a peu ab, der Leitindex Dow Jones verlor am Ende 0,58 Prozent auf 25.400,64 Punkte. US-Präsident Donald Trump will sich am Freitag zum Konflikt mit China äußern. Das könnte den sich immer mehr zuspitzenden internationalen Streit um das Hongkong-Gesetz Chinas an den Börsen wieder stärker in den Vordergrund rücken. Bislang hatten Investoren die damit verbundenen Risiken weitgehend negiert.
Trotz massiver internationaler Kritik hat Chinas Volkskongress die Pläne für ein neues Sicherheitsgesetz in Hongkong gebilligt. Das Gesetz richtet sich gegen Aktivitäten, die als subversiv oder separatistisch angesehen werden. Das Vorhaben wäre der bisher weitestgehende Eingriff in die eigentlich garantierte Autonomie Hongkongs. Die USA drohen der Volksrepublik inzwischen sogar mit Sanktionen.
Der marktbreite S&P 500 gab um 0,21 Prozent auf 3.029,73 Zähler nach. Der technologielastige Nasdaq 100 sank um 0,27 Prozent auf 9.416,71 Punkte.
Keine guten Nachrichten gab es erneut von der Konjunktur: So ist die US-Wirtschaft im ersten Quartal wegen der Corona-Krise noch etwas stärker geschrumpft als Analysten erwartet hatten. Auch brachen die Aufträge für langlebige Wirtschaftsgüter im April erneut ein.
Bei den Einzelwerten konnten Boeing-Aktien zeitweise um fast fünf Prozent zulegen. Am Ende blieb jedoch nur ein kleines Plus von 0,2 Prozent übrig. Der Konzern hat die Produktion des nach zwei Abstürzen mit Startverboten belegten Krisenjets 737 Max wieder aufgenommen. Boeing war wegen des Fliegers in eine schwere Krise geraten, bevor die Corona-Reisebeschränkungen den Konzern zusätzlich belasteten.
Allergisch reagierten Investoren auf überraschend schwache Quartalszahlen von Unternehmen. Das Coronavirus hat sowohl bei der global agierenden Modekette Abercrombie & Fitch als auch bei der zu den weltweit größten PC-Hersteller zählenden HP tiefe Spuren in der Bilanz hinterlassen. Aktien von Abercrombie & Fitch sackten um gut elf Prozent ab und die von HP brachen um mehr als zwölf Prozent ein.
Die Blicke richten sich zudem erneut auf Twitter. Nach der Empörung Donald Trumps über einen Faktencheck eines seiner Tweets hat das Weiße Haus nun eine Verfügung des US-Präsidenten zu Online-Plattformen angekündigt. Laut Medienberichten könnte Trump den umfassenden rechtlichen Schutz von sozialen Medien ins Visier nehmen. Twitter-Aktien verloren 4,5 Prozent, nachdem sie am Vortag bereits um 2,8 Prozent gefallen waren.
(Mit Material von dpa-AFX)