Donald Trump ist eigentlich ein großer Fan des Kurznachrichtendienstes Twitter. Hierüber versendet er vorzugsweise seine Überzeugungen und Theorien. Nun ist die Stimmung gekippt – der US-Präsident hat aus Verärgerung eine Verfügung angekündigt. Dabei genießen Dienste wie Twitter umfassenden rechtlichen Schutz. Trump gegen Twitter – wer gewinnt? Vorbörslich ist die Aktie mit rund fünf Prozent im Minus.
Konkret ist der mächtigste Mann der Welt wütend darüber, dass Twitter erstmal zwei seiner Tweets einem Faktencheck unterzogen hat. Trump hatte dort die These aufgestellt, dass Briefwahl Wahlbetrug Vorschub leiste – diese Irreführung stellte der Faktencheck richtig. Trump warf dem US-Kurznachrichten daraufhin vor, sich in die US-Präsidentschaftswahl im November einzumischen und sieht sich in seiner Meinungsfreiheit eingeschränkt.
Im anschließenden Rundumschlag hat der amerikanische Präsident, der seinen starken Emotionen zuweilen gerne freien Lauf lässt, Twitter mit Restriktionen oder gar Schließung gedroht. Dieses Verhalten hat bereits eine Vorgeschichte: So hatte sich der Herrscher des Weißen Hauses bereits im vergangenen Jahr mit einem ähnlichen Verfügungs-Entwurf munitioniert. Jetzt soll tatsächlich eine fertige Version vorliegen und am heutigen Donnerstag noch unterschrieben werden.
Das würde Twitter einen Rückgang bei den Werbeeinnahmen, die auch durch die Werbeschaltungen der US-Bundesbehörden erlöst werden, bedeuten. Diese würden sich nämlich zurückziehen, wenn ihr Chef nicht mehr seine eigene Wahrheit kommunizieren darf. Einrichtungen der US-Regierung haben in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 1,5 Milliarden Dollar, also 150 Millionen Dollar pro Jahr, für PR und Werbemaßnahmen ausgegeben. Das sind rund 5 Prozent an den Werbeumsätzen, die Twitter 2019 insgesamt erzielt hat.
Rechtsexperten zweifeln allerdings an der Durchschlagskraft eines solchen Geschosses, denn dafür fehle es schlichtweg an der gesetzlichen Grundlage. So denkt Ken White, ein auf den Verfassungsschutz spezialisierter Anwalt und bekannter Blogger, dass Trump mit diesen Drohungen „mehr seine Wählerbasis mobilisieren“ wolle.
Aus Sicht des AKTIONÄR dürfte dieser Trump-Angriff keinen Schaden bei Twitter anrichten. Es gibt keine rechtliche Grundlage für seine Restriktionspläne oder gar eine Schließung – zudem sind die emotionalen Ausbrüche des US-Präsidenten weltweit bekannt. Im Gegenteil: Die Twitter-Aktie hat Potenzial – das belegt zuletzt der starke Anstieg bei den Nutzerzahlen. Langfristig orientierte Anleger nutzen den Dip, um einzusteigen.