Deutsche Bank-Vorstandschef Christian Sewing äußert sich erstmals abseits der offiziellen Mitteilung des Geldinstituts zu den radikalen Umbauplänen, die am Wochenende bekannt wurden. Und überrascht mit einer Aussage zur geplatzten Fusion mit der Commerzbank: Er fände europäische Zusammenschlüsse logischer als nationale. Eine Einladung an BNP, SocGen und Co? Ganz so weit will er dann doch nicht gehen. Zumindest nicht jetzt ...
Der am Sonntag angekündigte Stellenabbau bei der Deutschen Bank wird auch im Heimatland des Instituts zu spüren sein. "Natürlich wird auch in Deutschland eine substanzielle Zahl an Stellen wegfallen", sagte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing dem Handelsblatt (Freitagausgabe). "Dabei ist allerdings wichtig zu wissen, dass der schon zuvor geplante Abbau im Zuge der Integration der Postbank bereits in der Gesamtzahl enthalten ist." Im Zuge der Postbank-Integration werden der Zeitung zufolge rund 6000 Arbeitsplätze wegfallen. Insgesamt plant die Deutsche Bank den Abbau von 18.000 Stellen.
Fusionen oder größere Übernahmen peilt Sewing in den kommenden drei Jahren nicht an. "Es bringt nichts, jetzt über einen dritten oder vierten Fusionsanlauf mit der Commerzbank zu sprechen. Wir haben uns für diesen Alleingang entschlossen, jetzt lassen Sie uns bitte erst mal machen", sagte er. "Wenn es dann zu einer Konsolidierung kommen sollte, fände ich europäische Zusammenschlüsse logischer als nationale. Aber das ist Zukunftsmusik."
Sewing forderte zudem weitere Fortschritte beim Kulturwandel. "Wir als Führungskräfte müssen aufmerksam bleiben. Denn es passieren immer noch Dinge, die uns nicht gefallen können. Da müssen wir sofort eingreifen und gegensteuern." Insgesamt attestierte Sewing der Deutschen Bank aber Fortschritte beim Kulturwandel: "In den vergangenen zwei, drei Jahren gab es keine großen neuen Fälle mehr. Das zeigt mir, dass unsere Bank sich ändert" sagte der Vorstandschef mit Blick auf die lange Serie von Skandalen, die das Geldhaus seit der Finanzkrise belasteten.
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Mit Material von dpa-AFX