Die Bullen haben an diesem Mittwoch das Zepter nur kurzzeitig aus der Hand gegeben. Bei – für den Corona-Crash fast schon gewöhnlicher – für normale Verhältnisse jedoch extremer Schwankungsbreite konnten sie am Ende doch noch ein Plus ins Ziel retten. Unterdessen machen Beobachter automatisierte Handelssysteme für die hohe Vola verantwortlich.
Der deutsche Aktienmarkt hat nach dem Kursprung am Dienstag weiter zugelegt. Allerdings verlief der Handel am Mittwoch nervös: So war der Leitindex DAX zunächst bis auf knapp 10.138 Punkte in die Höhe geschnellt, bevor er schnell wegen Gewinnmitnahmen unter Druck geriet und ins Minus rutschte. Am Ende jedoch berappelte sich das Börsenbarometer wieder und schaffte ein Plus von 1,79 Prozent auf 9.874,26 Punkte. Gleichwohl beläuft sich der Verlust des DAX seit Beginn des Börsen-Crash immer noch auf mehr als ein Viertel. Der MDAX der mittelgroßen Werte zog am Mittwoch um 2,87 Prozent auf 20.762,04 Punkte an.
Rückenwind für den deutschen Aktienmarkt kam unter anderem aus den USA, wo die wichtigsten Indizes nach der beispiellosen Rally am Vortag zuletzt deutlich anzogen. Dort ist nun der Weg frei für ein gewaltiges Konjunkturpaket im Zuge der Coronavirus-Pandemie. Zudem hatte sich Finanzminister Olaf Scholz (SPD) offen gezeigt für zielgerichtete Konjunkturmaßnahmen nach der Krise.
Algos sorgen für zusätzliche Vola
Befeuert und beschleunigt würden die Kursbewegungen derzeit durch algorithmische Handelsprogramme, die kurzfristige Trends zusätzlich verstärken, erläuterte Marktbeobachter Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Dadurch resultierten weiter starke Schwankungen am Aktienmarkt. Es müsse sich nun die Stabilität des bisher ausgebildeten Kursbodens zeigen. Somit sei weiterhin Vorsicht angebracht. "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer", fasste der Experte zusammen.
Die Aktien von Eon kletterten nach der Präsentation von Geschäftszahlen um 6,5 Prozent nach oben und zählten damit zu den Favoriten im Dax. Ein Händler sprach von einem soliden Bericht und Ausblick des Versorgers sowie zuversichtlich stimmenden Aussagen zur Dividende. An der Dax-Spitze erholten sich die Papiere des Triebwerkherstellers MTU mit einem Plus von knapp 14 Prozent ein wenig von ihren zuletzt herben Verlusten.
Die Anteile des Sportartikelherstellers Adidas reagierten mit einem Aufschlag von rund 8 Prozent auf die jüngsten Zahlen von Nike . Die Puma-Papiere gewannen an der MDax-Spitze gut 13 Prozent. Der US-Wettbewerber hatte im vergangenen Geschäftsquartal trotz erster Belastungen durch die Corona-Krise deutlich mehr Umsatz gemacht.
Die Aktien von Lufthansa büßten am Dax-Ende mehr als 3 Prozent ein. Die US-Bank Citigroup hatte ihr Kursziel von 10,00 auf 0,50 Euro fast komplett zusammengestrichen. Bei den meisten europäischen Airlines seien staatliche Interventionen angesichts der durch die Corona-Pandemie ausgelösten Luftfahrt-Krise kaum zu vermeiden, schrieb Analyst Mark Manduca. Lufthansa brauche trotz ambitionierter Senkung der Fixkosten wohl eine Kapitalspritze entsprechend der Marktkapitalisierung.
Sixt hatte derweil seine jüngste Prognose bekräftigt. Mit Einsparungen und verkleinerter Flotte will der Autovermieter die Corona-Folgen eindämmen. Die Aktien schnellten an der Spitze des Nebenwerte-Index SDax um mehr als ein Viertel nach oben. Die Anteile des auf Tierbedarf spezialisierten Onlinehändlers Zooplus brachen nach Zahlenvorlage und einer vorsichtigen Prognose am Index-Ende um rund 17 Prozent ein ein.
Mit Material von dpa-AFX