Die italienische Regierung hat das gesamte Land am Mittelmeer zur Sperrzone erklärt. Die Maßnahme gleicht einer Bankrotterklärung im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Die Börse in Mailand steht vor dem Zusammenbruch. Als Reaktion auf die Maßnahme könnte der Leitindex MIB weitere 1.000 Punkte fallen.
"Unsere Gewohnheiten müssen sich ändern, wir müssen alle etwas aufgeben zum Wohl Italiens." Mit diesen Worten hat Italiens Premierminister Giuseppe Conte am Montag seine Bürger auf eine beispiellose Maßnahme eingestimmt. Italien bekommt die Ausbreitung des Coronavirus nicht in den Griff, das komplette Land wird zur Sperrzone. Die neue Regelung soll ab Dienstag gelten. Rund 60 Millionen Menschen sind von den Maßnahmen betroffen. Kurzum: Italien und die Wirtschaft in dem Mittelmeer-Land stehen ab Dienstag still. Die Folgen sind verheerend.
Leitindex MIB vor dem Zusammenbruch
Der italienische Leitindex MIB FTSE steht vor dem Zusammenbruch. Ausgehend von seinem Hoch am 19. Februar hat der MIB bereits knapp 28 Prozent verloren. Bis Dienstagabend könnte der Verlust auf weit über 30 Prozent anwachsen. Der Future auf den Index hat am Montag nach Handelsschluss in Mailand heftige Verluste erwarten lassen.
Drastische Maßnahmen zur EIndämmung der Epidemie
In Italien haben sich mittlerweile fast 10.000 Menschen angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Am Wochenende hatte die Regierung die Lombardei und andere Gegenden in Norditalien zu Sperrzonen erklärt. Aus ihnen hinaus und in sie hinein darf man nur mit triftigen Gründen - zum Beispiel aus Arbeitsgründen.
Nun werden die Sperrungen und Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land ausgeweitet. Internationale Zug- und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht ausgesetzt werden. Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen, eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt.
Unklar ist noch, was die neue Regelung für Ausländer in Italien und die verbliebenen Touristen genau bedeuten. Jedoch konnten Touristen auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen. Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende nach Italien kontrolliert werden. Angesichts der Coronavirus-Epidemie hatte das Auswärtige Amt in Berlin schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im Norden und in der Mitte Italiens abgeraten.
Auswirkungen auf deutschen Börsenhandel
Der Einbruch am italienischen Aktienmarkt als Reaktion auf die jüngste Verschärfung der Krise in dem Land am Mittelmeer könnte am Dienstag auch andere Handelsplätze in Europa anstecken. Der DAX hatte in der ersten Sitzung der Woche einen "Schwarzen Montag" erlebt. Das deutsche Börsenbarometer verlor 7,94 Prozent oder 916,85 Punkte.
Die italienische Regierung sperrt ihre Bürger ein. Die Freiheit von 60 Millionen Menschen wird eingeschränkt, um die Gesundheit derjenigen zu schützen, die als Risikogruppe gelten. Nachdem jede Verschärfung der Maßnahmen bisher zu einer Beschleunigung der Talfahrt an den Börsen geführt hat, dürfen Anleger am Dienstag nicht zu optimistisch an den Handelstag herangehen. Im Gegenteil: Es drohen weitere Verluste. In Italien, ebenso aber in Frankreich, Großbritannien, aber auch und vor allem in Deutschland.