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DAX mit Negativ-Rekord: Schlimmster Tag seit 9/11 und warum eine Fortsetzung droht

DAX mit Negativ-Rekord: Schlimmster Tag seit 9/11 und warum eine Fortsetzung droht
Foto: Shutterstock
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09.03.2020 ‧ Leon Müller

Dieser Tag geht in die Geschichte ein. Der DAX und weitere Indizes in Deutschland haben einen "Schwarzen Montag" erlebt, mit rekordverdächtig hohen Verlusten auf breiter Front. Die panikartige Flucht aus Aktien wurde zu Beginn der neuen Woche beschleunigt durch eine neue Angst: Marktteilnehmer fürchten einen Ölpreiskrieg. 

Es kam, wie vom AKTIONÄR an diesem Montagmorgen erwartet: Der DAX hat zu Wochenbeginn einen der schwärzesten Tage seiner mehr als 30 Jahre alten Geschichte erlebt. Wegen wachsender Rezessionssorgen durch das Coronavirus und die zusätzliche Gefahr eines Ölpreiskrieges flohen die Anleger am Montag panikartig aus dem Aktienmarkt und flüchteten in sichere Häfen. Der deutsche Leitindex hatte zwischenzeitlich fast 1.000 Punkte eingebüßt und schloss 7,94 Prozent tiefer bei 10.625,02 Punkten, womit die Gewinne aus dem vergangenen Jahr fast aufgezehrt wurden. Das Minus von diesem Montag ist auf Schlusskursbasis gerechnet der größte prozentuale Tagesverlust seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Gemessen in Punkten ist es gar der größte Verlust der Geschichte. Der MDAX der mittelgroßen Börsentitel ging am Ende um 6,70 Prozent auf Talfahrt und stand damit bei 23.091,71 Punkten.

Am frühen Nachmittag war der DAX zeitweise um rund 8,5 Prozent in die Tiefe gerauscht. Dies war der höchste Verlust während der Handelszeit seit dem Referendum zum EU-Austritt Großbritanniens im Juni 2016. 

Größter Punktverlust der 30-jährigen DAX-Geschichte

Tag Verlust in Punkten Veränderung in Prozent
09.03.20 -916,85 -7,94%
24.06.16 -699,87 -6,82%
24.02.20 -544,09 -4,01%
21.01.08 -523,98 -7,16%
28.02.20 -477,11 -3,86%
24.08.15 -476,07 -4,70%
04.01.16 -459,57 -4,28%
06.10.08 -410,02 -7,07%
29.06.15 -409,23 -3,56%
27.02.20 -407,42 -3,19%

"Anleger fliehen aus allem, was Risiko hat"

Am Ölmarkt waren am Morgen die Preise zeitweise um rund 30 Prozent eingebrochen und damit so stark wie seit fast 30 Jahren nicht mehr. Hintergrund sind die gescheiterten Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Fördermenge zur Stabilisierung der Ölpreise. Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners schrieb mit Blick auf den DAX, zum Kampf gegen das neuartige Coronavirus und die Rezessionssorgen komme jetzt noch der Ölpreiskrieg dazu. "Die Anleger fliehen aus allem, was Risiko hat." Zuflucht suchten sie etwa in Staatsanleihen und bestimmten Währungen.  


Toxische Mischung aus Gefahr einer Pandemie und Öl-Schock

Mit Panik reagierten die Aktienanleger einerseits auf die zunehmende Infektionswelle durch das neuartige Coronavirus und die Sterberate. In Europa stieg vor allem im besonders stark betroffenen Italien die Zahl der Todesfälle sprunghaft an. Große Teile Norditaliens sind inzwischen abgeriegelt. Rein und raus darf man nur noch im Notfall oder aus Arbeitsgründen. Der Chef der Weltgesundheitsorganisation sieht angesichts der stark wachsenden Zahl an Coronavirusfällen jetzt die Gefahr einer Pandemie.  
 
Andererseits schockierte, dass nach den gescheiterten Verhandlungen von Ölförderstaaten am Freitag nun der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über die künftige Fördermenge eskaliert. Angeblich erwägt Saudi-Arabien, seine Fördermenge in den kommenden Monaten zu erhöhen, was dann womöglich auch Russland zu einer ähnlichen Aktion bewegen könnte. 

DAX (WKN: 846900)

In der DAX-Familie gab es fast keine Gewinner, nur die Aktien des Spezialmaschinenbauer Isra Vision verzeichneten ein Plus von knapp 1 Prozent. Besonders schwere Verluste hingegen erlitten erneut die Aktien der Deutschen Bank. Sie waren im Handelsverlauf bei 5,61 Euro auf ein Rekordtief abgesackt und büßten letztlich am DAX-Ende 13,6 Prozent auf 5,854 Euro ein. Den Papieren der Commerzbank erging es im MDAX ähnlich. Sie erreichten zum Handelsschluss ein Rekordtief bei 3,637 Euro und verloren am Ende mehr als 15 Prozent. Die Aussicht auf noch tiefere Zinsen belastete die Bankenbranche. Zudem steigt das Risiko von Kreditausfällen, und das nicht nur wegen einer möglichen virusbedingten Rezession.

Während der deutsche Aktienmarkt geschlossen ist, gehen die Kurskapriolen an den internationalen Handelsplätzen weiter. Der Dow Jones weitet zur Stunde seine Verluste wieder deutlich aus und notiert zur Stunde bei 23.988,17 Punkten und damit 1.877 Punkte niedriger als am Vortag. Ebenfalls starken Schwankungen und zugleich Verlusten ausgesetzt sind die Preise am Ölmarkt. Von einer Beruhigung sind die Märkte offenbar noch ein Stück weit entfernt. Sollte die Wall Street die Verluste nicht eindämmen können, droht zum Handelsauftakt morgen an der Frankfurter Börse weiteres Ungemach.

Mit Material von dpa-AFX

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