Die Finanzmärkte sind infiziert, sie leiden, sie bluten – mit tatkräftiger Unterstützung der Medien. Auffallend dabei ist die inflationäre Verwendung des Wortes „Crash“. In der Tat haben die großen amerikanischen Indizes S&P 500 und Nasdaq bereits über 13 Prozent eingebüßt. Dabei scheinen viele Marktteilnehmer aktuell nur noch ein Credo zu haben: „Rette sich wer kann!“. Denn das Coronavirus verbreitet Angst und Schrecken. Doch ist die Angst gerechtfertigt?
Schenkt man manchen sensationslüsternen Pressenberichten Glauben, dann müsste man diese Frage eindeutig mit „Ja“ beantworten. Man könnte sogar meinen, dass wir uns mitten im Mittelalter befinden, als der „Schwarze Tod“, das Leben eines Drittels der Menschheit forderte.
Schaut man jedoch auf statistische Auswertungen zum Coronavirus, dann kommt man schnell zum Schluss, dass das Virus selbst nicht schlimmer als eine normale Influenza ist. Die Panik aber mittlerweile lächerlich große Ausmaße angenommen hat: Es werden Veranstaltungen abgesagt, Flüge gestrichen, Geschäfte und Schulen geschlossen, Urlaubsplanungen ad acta gelegt, Mitarbeiter teilweise grundlos in das Home-Office „versetzt“. Sogar Hamsterkäufe sind an der Tagesordnung.
Volatilität auf stabil hohem Niveau
Der Volatilitätsindex VIX erreichte im regulären Freitagshandel sein Mehrjahreshoch bei 55 Punkten. Rekordwert seit der globalen Finanzkrise 2008. Auch der Fear & Greed-Index sorgt weiter für negative Rekorde und hat sich zum Wochenschluss im Bereich von sieben Punkten eingependelt. Es herrscht folglich weiterhin „Extreme Angst“ unter den Marktteilnehmern. Zeitgleich zeugen die beiden Indikatoren weiterhin von einer stark überverkauften Marktlage.
Erhebungen zum Coronavirus
Die jüngsten Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum Coronavirus lassen dagegen aufatmen: Die Zahl der Neuerkrankungen in China geht deutlich zurück.
Weltweit ist der Anstieg immer noch exponentiell, liegt aber mit 17.562 erkrankten Fällen im sehr überschaubaren Bereich (siehe Grafiken unten).
Sterberate und Einschätzung der Experten
Die Zahl der Todesfälle ist in einer Woche laut WHO auf 3.380 angestiegen. Gemessen an der Zahl der offiziell gemeldeten Erkrankten hat sich damit die Sterberate leicht auf 3,4 Prozent erhöht.
Experten zufolge liegen solche Schätzwerte jedoch deutlich zu hoch, weil viele milde Infektionen bisher nicht mit in die Statistik eingeflossen sind. Bruce Aylward, ein Vertreter der WHO, nannte eine mögliche Sterblichkeitsrate in Chinas Regionen ohne das Epizentrum Hubei von 0,7 Prozent, also 7 Verstorbene pro 1.000 Infizierte.
Auch der Chefarzt der Schwabinger Klinik für Infektiologie in München, Clemens Wendtner, in dessen Klink eine Vielzahl der Corona-Infizierten in Deutschland behandelt werden, sagte bereits vor einem Monat: „Corona ist auf keinen Fall gefährlicher als Influenza. Wir gehen davon aus, dass die Sterblichkeit deutlich unter einem Prozent liegt, eher sogar im Promillebereich."
Diese Aussagen werden nun vom bekannten Virologen Christian Drosten der Charité-Klinik in Berlin gestützt.
„Wir haben viele milde Fälle", sagte Drosten auf einer Pressekonferenz in Berlin. Die Sterblichkeitsrate liege bei 0,3 bis 0,7 Prozent der Fälle. Wahrscheinlich werde die tatsächliche Sterblichkeitsrate mit einer weiteren Verbreitung des Virus sogar noch weiter zurückgehen.
Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit kommt sogar zur Schlussfolgerung, dass die saisonale Influenza mit weltweit ungefähr 650.000 Toten pro Jahr eine deutlich größere Bedrohung für die Gesundheit darstellt als das Coronavirus. Er weist jedoch auch darauf hin, dass es im Gegensatz zur Influenza noch keinerlei Impfstoffe zur Vorbeugung gegen das Coronavirus gibt.
Zahl der Genesenen
Die Anzahl der Genesenen liegt bereits bei circa 57.000. Das sind rund 60 Prozent aller offiziell gemeldeten Betroffenen.
Fundamentale Lage
Der FED-Chef Jerome Powell hat am Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung der amerikanischen Zentralbank die Zinsen um ganze 50 Basispunkte gesenkt. Viele Marktteilnehmer gehen nun davon aus, dass auch die EZB demnächst einen weiteren Zinsschritt vollziehen wird. Nach den Zinssenkungen sind Konjunkturpakete der großen Industrienationen zur Stärkung der Weltwirtschaft denkbar und wahrscheinlich.
Nicht zu unterschätzen ist auch die Meldung, dass sich bei Apple – dem größten Technologiekonzern der Welt – die Lieferketten deutlich schneller erholen, als erwartet. DER AKTIONÄR hat berichtet.
Angesichts der überverkauften Marktsituation sowie der hoffnungsvollen WHO-Erhebungen und Experteneinschätzungen zum Coronavirus sind die Anleger gut damit beraten, weiterhin Ruhe zu bewahren und sich von der raketenartig ausbreitenden Hysterie nicht anstecken zu lassen. Vieles spricht dafür, dass es sich beim aktuellen Ausverkauf um eine stärkere Korrektur und nicht um den „großen Knall" handelt, welchen viele Crashpropheten und Hobby-Pessimisten seit Jahren herbeisehnen. Wie DER AKTIONÄR bereits mehrfach berichtete, setzten die Märkte in der bisherigen Börsengeschichte nahezu immer zu einer starken Gegenbewegung nach einer „Viruskorrektur" ein.
Wenn Sie erfahren möchten, wie Sie sich im Kontext der Coronakrise als Anleger am besten positionieren sollten, dann lesen Sie die aktuelle Ausgabe von DER AKTIONÄR Nr. 11/2020, welche Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.