Spätestens seit der Zahlenvorlage in der Vorwoche ist klar: Selbst an Apple gehen Chipmangel und Lieferkettenprobleme nicht spurlos vorüber. Laut einem Medienbericht muss der Tech-Riese inzwischen genau abwägen, welche Produkte bevorzugt produziert werden.
Wie Nikkei Asia unter Berufung auf namentlich nicht genannte Unternehmensinsider berichtet, hat Apple die Produktion von iPads in den vergangenen zwei Monaten um 50 Prozent gedrosselt. Dadurch sollen Kapazitäten für die Produktion des neuen iPhone 13 geschaffen werden. Der Grund: Speziell in den westlichen Ländern erwartet Apple eine höhere Nachfrage nach neuen Smartphones als nach neuen Tablets.
In Anbetracht der Tatsache, dass die iPhone-Absätze traditionell wenige Monate nach der Vorstellung ihren Höhepunkt erreichen, macht das absolut Sinn. Das iPhone 13 wurde am 24. September offiziell vorgestellt und dürfte ein begehrtes Weihnachtsgeschenk sein. Mit drei bis fünf Wochen Lieferzeit müssen die Kunden in Europa und den USA aktuell aber länger auf bestimmte Geräte warten als normalerweise üblich.
Das iPhone ist einfach wichtiger
Für Brady Wang von Counterpoint Research ist es nur logisch, dass Apple im Falle von Produktions- und Lieferengpässen die Produktion von iPhones priorisiert. „Mit rund 200 Millionen Einheiten pro Jahr ist der iPhone-Absatz viel größer als der der iPads. Die wichtigsten und kritischsten Ökosysteme von Apple drehen sich alle um das iPhone als Produkt-Ikone“, sagte er gegenüber Nikkei Asia. Zudem sei die Nachfrage nach iPads weniger saisonal geprägt als die nach den iPhones.
Schuld daran, dass sich Apple überhaupt zwischen der Produktion von iPhones und iPads entscheiden muss, sind globale Lieferkettenprobleme und der Chip-Mangel. Alleine im abgelaufenen vierten Geschäftsquartal haben diese den Tech-Riesen rund sechs Milliarden Dollar Umsatz gekostet und auch im wichtigen Weihnachtsquartal rechnet das Management mit Belastungen.
Apple ist aber gut gerüstet: Dass viele Chips und Komponenten gleichermaßen in iPhones und iPads zum Einsatz kommen, ermöglicht kurzfristige Änderungen in der Produktion, um auf Änderungen bei Angebot und Nachfrage reagieren zu können. Zudem hilft die enorme Cash-Position, etwaige Umsatzeinbußen abzufedern.
Wichtig ist bei alledem, dass es sich aktuell um ein Problem auf der Angebotsseite handelt, das einerseits temporär ist und andererseits fast alle Branchen mehr oder weniger stark belastet. Die Nachfrage nach Apple-Produkten ist unverändert groß.
Apple ist gut aufgestellt, um auch die aktuell schwierige Marktphase mit fehlenden Chips und langen Lieferzeiten zu meistern. Das Management rechnet sogar mit weiterem Wachstum – wenn auch weniger stark als gewohnt. Investierte Anleger können daher getrost dabeibleiben. Schnäppchenjäger positionieren sich im Bereich von 140 Dollar für (Nach-) Käufe.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.